Sheila Rock – The Floating World

© Sheila Rock, Yukihiro Takahashi Ymo, London 1981

 

 

 

Die Berliner Photogallerie Johanna Breede Photokunst präsentiert Sheila Rock in einer Einzelausstellung. Sheila Rock war eine der bedeutendsten Dokumentarfilmerinnen der britischen Punk-Ära der 1970er Jahre. Ihr internationaler Durchbruch geschah durch ihren Photo-Essay Tough and Tender über die englische Küste.

 

 

Sie arbeitete unter anderen für das Magazin The Face, Vogue, Elle, Glamour und Architectural  Digest. Auch  die Sunday Times, das Telegraph Magazine, Time Magazine und Rolling Stone publizierten ihre Photos.

 

 

Johanna Breede Photokunst schließt Deutschland mit dieser kleinen, hochkarätigen Ausstellung an internationales Weltniveau an, – an Schauen in London, Turin, New York und Asien von Sheila Rock.

 

 

 

Sheila Rock – The Floating World
noch bis 30. August 2019

Johanna Breede PHOTOKUNST

Fasanenstr. 69, 10719 Berlin
T +49 (0)30-889 13 590
www.johanna-breede.com
Di-Fr 11-18 Uhr + n.V.
Johanna Breede PHOTOKUNST

 

 

 

 

 

Gerard Hoffnung – Vögel, Bienen, Klapperstörche

Dank des L.S.D. Verlags ist das ironische Büchlein wieder erhältlich
© L.S.D. Verlag 2019

 

 

 

 

Gerard Hoffnung: Vögel, Bienen, Klapperstörche
64 Seiten mit 47 Illustrationen
L.S.D. Verlag 2019, gebunden, 14 €.

 

 

 

 

Gerard Hoffnung hatte viele Talente. Er war nicht nur Karikaturist und Journalist. Noch heute ist sein Name in England bekannt für das von ihm organisierte Musikfestival, das jährlich in der Londoner Royal Festival Hall stattfand. Sein kleines Cartoon-Büchlein über das heikle Thema Wie bringe ich als Vater meinem Sohne bei, woher die Kinder kommen? ist seit vielen Jahren in den Antiquariaten so gut wie verschollen. Nun hat es der L.S.D. Verlag wieder publiziert.

 

 

 

 

Das Problem kannte in der Vergangenheit wohl jeder Vater: Wie bringe ich meinen Kindern möglichst schonend und dabei gleichzeitig plausibel bei, wie die Menschenkinder entstehen? Gerard Hoffnung hat dem ein kleines Büchlein gewidmet mit 46 Cartoons. Sie erzählen in gezeichneten Schnappschüssen vom Versuch eines Vaters, seinem Sohn die Wahrheit über das Entstehen von Babys zu vermitteln. Das witzige Büchlein erschien im Original 1960 in Großbritannien. Die deutsche Ausgabe erschien zwei Jahre später. Sie ist heute antiquarisch praktisch nicht mehr zu bekommen.

 

 

 

Der Leser wird Zeuge, wie ein Vater souverän anfängt, seinem Sohn etwas Bedeutendes erzählen zu wollen. Auf jeder Seite des kleinen Büchleins ist ein Cartoon gedruckt. Doch so recht kommt er nicht zum Ziele…

 

 

 

Gerard Hoffnung (1925-1959) wurde in Berlin geboren und ein Jahr vor Kriegsausbruch mit einem Kindertransport nach London geschickt. Er arbeitete als Rundfunkredakteur für die BBC und schuf ab 1956 das Hoffnung Music Festival. Die meisten seiner Cartoons karikieren so nicht zufällig Orchester und Musiker.

 

 

 

Ein schönes, ironisches Geschenk für Eltern, deren Kinder in die Pubertät kommen; – trotz des Internet-Zeitalters.

 

 

William Turner – Luzerner Skizzenbuch

Das bibliophile Luzerner Skizzenbuch ist dem Original nachempfunden
© Hirmer Verlag 2019

 

 

 

 

William Turner: Luzerner Skizzenbuch
Mit einer Einführung von David Blaney Brown
64 Seiten, 31 Abbildungen in Farbe,
gebunden in Leinen mit eingesetztem Titelbild,
Hirmer Verlag 2019, 22 €.

 

 

 

Im kommenden Sommer wird in der Schweiz ein Kunst-Superlativ stattfinden: Das Kunstmuseum Luzern wird eine außergewöhnliche Ausstellung von William Turner zeigen – dem bekanntesten Maler der englischen Romantik. Zur Vorfreude erscheint nun – zwei Monate zuvor – im Münchner Hirmer Verlag Turners Luzerner Skizzenbuch.

 

 

 

 

William Turner (1775-1851) gilt heute als der bekannteste, vielleicht gar bedeutendste Maler der Romantik in England. Doch zu seinen Lebzeiten war der Revolutionär der Malerei alles andere als akzeptiert. Als er vor 200 Jahren seine Vorlesungen über Perspektive an der Londoner Royal Academy aufnahm, hatte er viele Feinde, die seinen bis dato unüblichen Stil nicht verstehen wollten. Selbst als Turner in den 1820er Jahren schon berühmt und finanziell abgesichert war, verstörte seine dann noch weitergehende Hinwendung zur Abstraktion das Publikum, das ihm gar unterstellte, bald zu erblinden. Turner war seiner Zeit weit voraus.

 

 

 

 

Das Kunstmuseum Luzern und die sie tragende Kunstgesellschaft feiern 2019 ihren 200. Geburtstag. Und dazu haben sie sich wahrlich etwas einfallen lassen. Es bot sich an, dies Ereignis mit einer Turner-Ausstellung zu feiern, hielt sich doch der exzentrische englische Maler just in der Schweiz auf, als die Luzerner ihre Kunstgesellschaft aus der Taufe hoben.

 

 

 

 

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Hilaire Bellocs Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt

Hilaire Bellocs süffisante Kinderreime in der Nachdichtung
von Hans Magnus Enzensberger
© Steidl Verlag 2019

 

 

 

 

Hilaire Bellocs Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt
Ausgewählt und nachgedichtet von Hans Magnus Enzensberger
64 Seiten, gebunden, Steidl Verlag 2019, 15 €.

 

 

 

 

Hilaire Belloc (1870-1953) schrieb makaber-böswillige und dabei leichtfüßige Kindergeschichten, die er ursprünglich für Erwachsene ersonnen hatte. Hans Magnus Enzensberger hat 15 der erbaulichen Geschichtchen ins Deutsche nachgesichtet.

 

 

 

Hilaire Belloc war eine derart vielbegabte Persönlichkeit, wie es sie heute in Zeiten des Fachidiotentums nicht mehr gibt. Der Schriftsteller publizierte etwa 150 Bücher zu den verschiedensten Themen. Noch heute genießt seine Wirtschafts-Studie Der Sklavenstaat (1912) hohes Ansehen. Hierin prophezeit der Autor, die Welt werde sich langfristig entscheiden müssen zwischen Sklaverei oder dem Schutz des Eigentums. Einen Mittelweg gebe es nicht.

 

 

 

Belloc war so intelligent wie skurril. (Typisch britisch eigentlich, könnte man sagen.) Er war strengster Katholik, vertrat dabei liberale Ansichten. Er war Nationalist und gleichzeitig glühender Europäer. Trotz seines Chauvinismus war er entschiedener Gegner des britischen Kolonialismus. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Hilaire Belloc war außerdem ein talentierter Redner, Mitglied des Parlaments und Journalist.

 

 

 

Seine bitterbösen Kindergeschichtchen beruhen auf seiner Verachtung der High Society so wie der viktorianischen Poesie, die er in wunderbar leicht-ironischer Weise verballhornt. Obwohl somit eigentlich gar nicht als Kinder-Geschichten konzipiert, wurden seine infantilistischen Reime schnell für Jahrzehnte zum Erziehungsmittel.

 

 

 

Als Clive mit Vaters Flinte spielte
und auf die kleine Schwester zielte
(er wollte ihr nur Saures geben) -,
da legt er an und schießt daneben.
Der Vater, wie’s der Zufall will,
hört Knall und Schwesterchens Gebrüll,
worauf er milde tadelnd spricht:
»Mein Sohn, im Zimmer schießt man nicht.«

 

 

 

Dies kleine, feine Büchlein ist ein wunderbares Mitbringsel nicht nur für gestresste Eltern.

 

 

 

Marc Lagrange – Chocolate

Heron
Photo © 2019 Marc Lagrange. All rights reserved.

 

 

 

 

 

Marc Lagrange: Chocolate
160 Seiten mit 136 Farbphotographien.
Gebunden in Leinen mit eingelassenem Front-Photo.
Texte in Deutsch, Englisch und Französisch,
teNeues 2019, € 50.

 

 

 

Der belgische Photograph Marc Lagrange verunglückte Weihnachten 2015 tödlich. Das Photo-Buch Chocolate bringt etwa 130 seiner Akt-Photos auf Polaroid Chocolate. Ein photo-ästhetisches Vermächtnis.

 

 

 

Als Marc Lagrange zu Weihnachten 2015 tödlich verunglückte, war das für die gesamte Photo-Welt ein Schock. Der damals 57-Jährige gehörte zu den besten Aktphotographen. Was wäre von ihm noch alles gekommen? Der 2013 erschienene Bildband Diamonds & Pearls hatte ihn auf dem internationalen Kunstmarkt binnen kürzester Zeit etabliert.

 

 

 

Der in Belgien beheimatete Potograph hatte sich einen eigenständigen Stil erarbeitet. Seine meist im Großformat reproduzierten Aufnahmen zeigen die Frauen in ihrer vollen Sinnlichkeit, ohne jemals ins Pornographische abzugleiten. Es sind einzelne Filmbilder, die doch einen ganzen Film erzählen. Lustszenarien früherer Zeiten, die bei allem Exhibitionismus mehr die Phantasie anregen als sie zu begrenzen. Der Betrachter denkt an Filme von Luis Buñuel oder die späteren von Federico Fellini. Marc Lagrange war ein Meister in der Verbindung von Gesehenem und Gedachtem. Er testete die Grenzen des Erotischen aus, ohne die Grenzen der Verführung verlassen zu müssen.

 

 

The Custodian
Photo © 2019 Marc Lagrange. All rights reserved.

 

 

 

 

Marc Lagrange – Chocolate präsentiert etwa 130 seiner Photos, die er mit dem legendären Polaroid Chocolate machte. Dieser Sofortbild-Film wurde nur in den Jahren 2008/ 2009 produziert und ist – ähnlich wie das vorliegende Buch – eine Art Vermächtnis geworden, musste Polaroid doch im Jahr 2009 die Produktion einstellen. Das traditionsreiche Unternehmen hatte die Digitalisierung vollkommen verschlafen und ging pleite.

 

 

 

Viele der Polaroids sind Vorstudien für die darauf folgenden Großformate. Marc Lagrange arbeitete äußerst intuitiv und damit spontan. So war es ihm oft daran gelegen, ein gelungenes Setting festzuhalten. Dennoch haben diese Polaroids einen ganz eigenen Charme: Die Farbgebung changiert nur in Brauntönen; das Licht sucht sich einen gedämpfteren, indirekten Weg.

 

 

Garden of Paintings
Photo © 2019 Marc Lagrange. All rights reserved.

 

 

 

 

Chocolate ist ein photo-ästhetischer Hochgenuss, vereint der Band Aufnahmen von eigener Schönheit, die neben den später entstandenen bekannten Motiven einen besonderen Wert haben. Die leichte Körnigkeit der Bilder in Kombination mit der zurückgenommenen Farbigkeit und dem melancholischen Licht lassen die schönen Frauen ihr Geheimnis der verführerischen Frivolität behalten.

 

 

 


Marc Lagrange – Chocolate erschien bei teNeues

 

 

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Szczepan Twardoch – Wale und Nachtfalter

Die melancholischen Lebens-Notate von Szczepan Twardoch
© Cover Rowohlt Berlin 2019

 

 

 

 

Szczepan Twardoch: Wale und Nachtfalter
Tagebuch vom Leben und Reisen
256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag,
Rowohlt Berlin, 24 €.

 

 

 

Szczepan Twardoch stieg innerhalb weniger Jahre zum Star der polnischen Literatur auf. Sein nun veröffentlichtes Wale und Nachtfalter – Tagebuch vom Leben und Reisen weist ihn endgültig als waschechten Dandy aus.

 

 

 

Der Boxer machte Szczepan Twardoch in Deutschland endgültig berühmt. Der Roman ist spannend wie ein Thriller. Dabei transportiert der Plot eine historische Wahrheit, die in Polen noch immer ein Tabu ist: Es waren nicht nur Deutsche, die polnische Juden verfolgt und verraten haben, sondern – wie in anderen Ländern Europas auch – an erster Front Landsleute, die in vorauseilendem Gehorsam nun endlich ihrem Antisemitismus ungehindert frönen konnten.

 

 

 

Der 1979 geborene Dandy macht in seinem jetzt veröffentlichten literarischen Arbeitstagebuch deutlich, wer seine geistigen Heroen sind. Er fährt einen Umweg von 300 Kilometern, um dem ehemaligen Wohnsitz von Ernst Jünger einen Besuch abzustatten. Dass die jetzt zum Museum umgestaltete Oberförsterei just geschlossen ist, kann ihm nichts anhaben. Jünger hätte gesagt: Im Innern ist’s getan. Mehrfach zitiert Twardoch Jüngers Parabel der désinvoltute, das 1977 erschienene Eumeswil. »Jünger sagt mit Davila, dass für einen Konservativen, der jegliche Hoffnung hat fahren lassen, Jahrtausende eine Kleinigkeit seien: Der Konservative ‚setzt auf die kosmischen Kreisläufe. Eines Tages wird der Paraklet erscheinen, der verzauberte Kaiser aus dem Berg hervortreten.‘«

 

 

 

 

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Ulf Poschardt – 911 – Paperback

Porsche 911 (1963-1973)
© Porsche AG

 

 

 

 

 

Ulf Poschardt: 911
294 Seiten, broschiert, durchgehend illustriert,
Klett-Cotta 2019, 12 €

 

 

Aus Anlaß des Erscheinens von Ulf Poschardts schönem und klugem Buch über den Porsche 911 als Paperback hatte der DANDY-CLUB Gelegenheit, dem Autoren und 911-Enthusiasten einige Fragen zu stellen.

 

 

 

DANDY-CLUB: Herr Poschardt, luftgekühlt oder wassergekühlt?
Ulf Poschardt: Luftgekühlt aus Romantik, wassergekühlt aus Hang zur Raserei. 911 GT2RS wassergekühlt zauberhaft. Luftgekühlt gerne den 993 Turbo.

 

D-C: Sollten Porsche 996 von Treffen klassischer 911er ausgeschlossen werden?
UP: Nein, er ist der hässliche Bruder, der trotzdem zur Familie gehört und viele innere Werte hat, um die ihn schönere Geschwister beneiden.

 

D-C: Wendelin Wiedeking, Porsche-Chef in den 1990er Jahren und ,Vater‘ des unsäglichen 996, bekam eine Abfindung in Höhe von 50 Millionen Euro, dafür dass er den charakterlosesten 911er aller Zeiten zu verantworten hatte und Porsche beinahe gegen die Wand gefahren hatte. Wieviel hätten sie ihm gezahlt?
UP: Keine Ahnung. Ich gönne allen erfolgreichen Managern jeden Euro, wenn es betriebswirtschaftlich Sinn macht. Seine Rosskur, im Buch genau nachzulesen in deren dramatischer Konsequenz, war absolut richtig, weil radikal.

 

 

Porsche 911 (1974-1989)
© Porsche AG

 

 

 

D-C: Sind ein 911-Cabrio und ein Heckflügel miteinander vereinbar?
UP: Nein, geht gar nicht. Deprimierend, wenn darin alte reiche Säcke ihre Gelangweiltheit spazieren fahren.

 

D-C: In Ihrem Buch über den Porsche 911 schreiben Sie: »In der Symphonie der Übertreibungen bleiben die feinen Töne des Elfers ungehört.« (S. 281) Begeht nicht Porsche den Fehler, durch immer höhere Leistung, höheres Gewicht und größere Abmessungen, sich vom Mythos 911 immer weiter zu entfernen? Die früheren Baureihen waren ja eher spartanisch und sprachen gerade dadurch Connaisseurs ohne Geltungssucht an.
UP: Ja, diese Gefahr ist gegeben. Der minimalistische Kern des Elfers ist bedroht, und gleichzeitig sind die radikalen Baureihen mit Nachnamen GT2, GT3, GT2RS, GT3RS etc. trotz absurder Ausmaße jene kompromisslosen Fahrmaschinen,die jeder Petrolhead will.

 

 

Porsche 911 (1993-1996)
© Porsche AG

 

 

 

D-C: Sieht man Sie auch mal bei einem Porsche-Treffen?
UP: Auf gar keinen Fall. Fahren will ich nur mit den Jungs von Curves um Stefan Bogner und meinen Genossen vom Maranello Underground. Letzteres ist aber total geheim und ultrakrass.

 

D-C: Welchen 911 fahren Sie am liebsten?
UP: Aktuell mein Traum: Ein schwarzmetallic 911 GT3 touring mit goldenen Felgen.

 

Allzeit gute Fahrt, Herr Poschardt!

© DANDY-CLUB 2019/ Matthias Pierre Lubinsky

 

 

 

 

 

 


 

Peter Bialobrzeski – No Buddha in Suburbia

© Peter Bialobrzeski
Photo aus dem Buch No Buddha in Suburbia, Hartmann Books 2019

 

 

 

 

Peter Bialobrzeski: No Buddha in Suburbia
168 Seiten mit 75 Farbabbildungen
auf 100g Fly-Papier.
Hartmann Books 2019, € 34.

 

 

 

Der in Wolfsburg geborene Photograph Peter Bialobrzeski ist weltweit bekannt geworden durch seine Aufnahmen von Mega-Cities in Asien. Nun reiste er auf Einladung des Goethe Institutes nach Mumbai. Das Ergebnis ist ein Photo-Buch, das erschreckt – wie nachdenklich macht: No Buddha in Suburbia.

 

 

 

Peter Bialobrzeski hat mittlerweile etwa 20 Photo-Bücher veröffentlicht. Der 1961 in Wolfsburg geborene Photograph ist zugleich Professor an der Hochschule der Künste Bremen. Seine Aufnahmen sind Dokumente des Gestern und Morgen. Es sind Zeugnisse eines Sozialismus, der in Indien in den 1990er Jahren unterging. Und es sind Zeugnisse eines völlig ungehemmten Kapitalismus, den keine Stadtplanung oder Umweltschutz-Auflagen in Bahnen zu lenken versuchen.

 

 

 

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Serge Ramelli – New York

Die Freiheitsstatue von Brooklyn aus gesehen im Sonnenuntergang
Photo © 2019 Serge Ramelli

 

 

 

 

 

Serge Ramelli: New York
176 Seiten mit 110 Farbphotographien
Texte in Deutsch, Englisch und Französisch,
teNeues 2019, 39,90 €.

 

 

 

Der Franzose Serge Ramelli ist einer der bekanntesten Photographen zu Beginn des digitalen Zeitalters. Sein neuestes Photobuch New York vermag sogar der wohl berühmtesten Metropole der Welt neue Perspektiven zu entlocken.

 

 

 

Der in Frankreich geborene Photograph Serge Ramelli nutzt die technischen Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, als einer der Konsequentesten. Er verwendet viel mehr Zeit auf die Nachbearbeitung seiner Aufnahmen am Rechner als beim Shooting selbst. Neben der professionellen Vermarktung seiner Photos bei YellowCorner und durch Bücher veranstaltet er Kurse und Wanderungen durch die Metropolen, in denen er Photographie-Interessierten nicht nur bekannte Ecken der Stadt zeigt, sondern auch den ein oder anderen Trick verrät, der zum außergewöhnlichen Photo führt.

 

 

 

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Alexander Pechmann – Die Nebelkrähe

Dieses frühe Portrait-Photo einer später berühmten irischen Persönlichkeit
spielt in dem Roman eine Schlüsselrolle

 

 

 

 

Alexander Pechmann: Die Nebelkrähe
176 Seiten, gebunden, Steidl Verlag 2019, 18 €.

 

 

 

Im Jahre 1924 erschütterte eine Nachricht London: Hester Dowden veröffentlichte ein Buch, in dem sie minutiös darlegte, dass sich in mehreren spirituellen Sitzungen der 1900 gestorbene Oscar Wilde gemeldet habe. Alexander Pechmann spinnt aus diesem Stoff einen aufregenden Roman.

 

 

1924 erschien in London das Buch Psychic Messages from Oscar Wilde (Außersinnliche Botschaften von Oscar Wilde) von Hester Travers Smith, die vor ihrer Heirat Hester Dowden hieß und später wieder unter ihrem Familiennamen firmierte. Dieses Buch erlebte in kürzester Zeit viele Auflagen und bestimmte das Gespräch nicht nur in den literarischen Kreisen Londons.

 

 

Bei dem Buch handelt es sich eigentlich um Skripte: Den wesentlichen Inhalt machen Aufzeichnungen aus, die ein bei der Sitzung als Medium anwesender Mann machte, der unter leichter Anleitung von Hester Dowden Kontakt zur Seele Oscar Wildes aufgebaut haben soll. In einer deutschen Ausgabe umfassen die originalen Aussagen Oscar Wildes etwa 30 Buchseiten. Nach anfänglichen zweifeln, ob es sich bei dem Äußernden wirklich um den ehemals so berühmten Schriftsteller und Gesellschaftsschreck handelt, überwog bei den Beteiligten bald eine Art von Gewißheit. Direkt nach der ersten Sitzung verglich Hester Dowden die vom Medium aufgezeichnete Handschrift mit einem Faksimile Oscar Wildes und stellte bis in Details eine erstaunliche Ähnlichkeit fest. Auch Sprache und Duktus erinnern auffällig an den irischen Dichter, der ebenso wie die Spiritistin in Dublin geboren worden war.

 

 

Alexander Pechmann erzählt die Geschichte dieses erstaunlichen Empfangs von Nachrichten des Autors von Das Bildnis des Dorian Grey so, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Das wird noch durch die Erzählperspektive verdichtet, wird die wahre Begebenheit doch von dem Medium geschildert. Und dieser junge Mann gerät anfangs eher durch Zufall denn aus gierigem Interesse in die spiritistischen Sitzungen…

 

 

Nach anfänglich zweifelnden Fragen und stockenden kurzen Antworten Oscar Wildes wird dieser gefragt, warum er hier sei. Er antwortet unvermittelt:
»Die Welt soll erfahren, dass Oscar Wilde nicht tot ist. Seine Gedanken leben in den Herzen derjenigen, die in einem barbarischen Zeitalter die Flötenmelodie der Schönheit auf den Hügeln vernehmen oder erkennen, wo ihr weißer Fuß den Morgentau von den Schlüsselblumen streift. Von der Erinnerung an die Schönheit der Welt bleibt nur ein süßer Schmerz. Ich war immer schon einer von denen, für die die sichtbare Welt real ist. Ich bete am Schrein des Sichtbaren…

 

 

Dieser spannende Roman bringt essenzielle Teile der von Hester Dowden überlieferten Aussagen zum ersten Mal in Deutsch. Über eine gelungene Unterhaltung hinaus lädt er jeden Leser ein, sich mit Dingen jenseits des alltäglich Wahrgenommenen zu befassen.

 

Hier geht’s zum Buch.