Äußerlich ein extravaganter Gentleman, der die großen Gesten liebt, mit wiegendem Gang vor seinem Publikum wie ein Paradiesvogel auf und ab stolziert und mit größtem Vergnügen sein Lieblingsthema anpreist: sich selbst. Ließe man aus seiner Biographie das Wort ‚Ich‘ weg, würde sie auf eine Briefmarke passen, sagt er. Ohne Humor und Selbstironie wäre dieser unglaubliche Egozentriker wohl kaum zu ertragen (…)
Jun 26
Jesus war der erste Dandy
Äußerlich ein extravaganter Gentleman, der die großen Gesten liebt, mit wiegendem Gang vor seinem Publikum wie ein Paradiesvogel auf und ab stolziert und mit größtem Vergnügen sein Lieblingsthema anpreist: sich selbst. Ließe man aus seiner Biographie das Wort ‚Ich‘ weg, würde sie auf eine Briefmarke passen, sagt er. Ohne Humor und Selbstironie wäre dieser unglaubliche Egozentriker wohl kaum zu ertragen (…)
Jun 25
Sebastian Horsley bashes german Provinz
http://www.badische-zeitung.de/dpa-panorama/exzentrischer-dandy-sebastian-horsley-liest
http://www.wz-newsline.de/?redid=558738
Jun 22
Barbara Luisi
Photo: Copyright Barbara Luisi – All Rights Reserved
http://www.barbaraluisi.at/.
Eines der expliziten Vorbilder von Barbara Luisi ist der Surrealist Man Ray. André Breton schrieb 1927 in »Le Surréalisme et la Peinture« über Man Ray, dieser sei bei seiner Kunst vom photographischen Abbild ausgegangen: »weit davon entfernt, ihm ganz zu vertrauen, benutzte er es nur von Fall zu Fall, je nach seinen eigenen Intentionen, je nach dem Gemeinsamen, das es uns in der Wiedergabe vermittelt«. Dadurch hätte Man Ray der Photographie »mit einem Schlage« das Positive genommen. Die Photographie habe ihre arrogante Haltung verloren, die sie sich anmaßte, »sich nämlich als das auszugeben, was sie gar nicht ist. Wenn tatsächlich eben für Raimundus Lullus‚ der Spiegel ein durchsichtiger Körper ist, der alle Erscheinungen, die ihm vorgehalten werden, in sich hineinnehmen kann’, so lässt sich das vom fotografischen Abbild nicht behaupten, das von den Erscheinungen von vornherein ein vorteilhaftes Aussehen fordert und das dann nur das Äußerste und Flüchtigste an ihnen erfasst.«
Zur gleichen Zeit wie André Breton hat sich Walter Benjamin mit dem »Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« beschäftigt. Er kam zu dem Ergebnis, dass die massenweise Reproduktion eines Kunstwerkes dessen Bestand nicht tangiere, aber sein »Hier und Jetzt« entwerte. Benjamin gab dem den Begriff der Aura: Mit zunehmenden Reproduktionstechniken verflüchtige sich die Wahrnehmung des Kunstwerkes, – seine einmalige und unwiederbringliche Aura verliere an Substanz.
In diese Kontextualität passt das zweite Vorbild der Künstlerin nur zu gut: Der japanische Photograph Eikoh Hosoe, der dem ersten Photoband der Künstlerin eine kurze Einleitung beisteuerte, gilt als der bedeutendste japanische Nachkriegsphotograph. Er kreierte einen völlig neuen Stil, in dem erzählerische und graphische Elemente in eine Bewusstseins-Ästhetik zerfliessen.
Der Einfluss vom Man Ray und Eikoh Hosoe ist in ihrer modernen Abbildungskunst spürbar. Greifbar. So kann man Barbara Luisis Photos – im doppelten Wortsinn – sehen als quasi seismographische Abbildungen der Photokunst am Anfang des 21. Jahrhunderts, wo uns gewahr wird, wie tief die Veränderungen sein könnten, die die globale Digitalisierung nach sich zieht.
Die beiden bisherigen opulenten Photobände von Barbara Luisi sind rezensiert worden von Matthias Pierre Lubinsky:
http://webcritics.at/page/book.php5?id=2014
http://webcritics.at/page/book.php5?id=2428
Jun 18
DANDY-CLUB.de auf Il Dandy
Dandy-Club.blogspot.com, der ertse deutsche Internet-Blog zum Dandyismus ist geadelt: Wir haben die Ehre, auf einem der weltweit bedeutendsten Internet-Auftritte zum dandysme genannt zu werden:
In quest’area di appunti è data facoltà ai Visitatori di corredare con un’immagine un testo che abbia ad oggetto il mondo del Dandy. Un dettaglio, un personaggio, un’opera d’arte, potranno così trovare il riscontro grafico a volte necessario ad illustrare ciò che la parola non può esprimere. Si può inserire una sola immagine per volta. Come in tutte le aree interattive del castello, è necessario sottoscrivere l’intervento col proprio nome, cognome ed indirizzo.Perché sia visibile l’anteprima dell’immagine, cosa assai importante, il nome del file grafico non dovrà assolutamente contenere spazi.
Titolo: Dandismo tedesco Data: 2009-06-18Nome Cognome: Andrea SperelliE-mail: andreasperelli8@yahoo.it Cod. rif: 981 Testo:
Unsere Präsentation auf der herausragenden italienischen Dandy-Seite nehmen wir nur zu gern zum Anlass, deren Besuch zu empfehlen.
http://www.noveporte.it/dandy/
Bilder: Copyright noveporte.it (Andrea Sperelli)
Jun 18
Bunbury in Halle
Das Hoftheater auf der Kulturinsel in Halle bringt ab heute die Komödie von Oscar Wilde Bunbury – The importance of being ernest („Ernst sein ist wichtig“).
Jun 18
Drogenbefeuertes Gastmahl mit sexuellen Übergriffen
Dem Berliner Tagesspiegel erläutert Martin Wuttke seine Verbindungslinien von Platon über Goethes Faust zu Ernst Jüngers Grenzüberschreitungen mittels Drogen. Wuttke hat am Berliner Ensemble das von Jüngers Drogenerfahrungen inspirierte Stück inszeniert Das abenteuerliche Herz. Droge und Rausch.
Die nächsten Vorführungen sind übrigens Anfang Juli in dem brechtschen Traditionstheater.
Der „Ritus des drogenbefeuerten Gastmahls nebst sexueller Übergriffe, der das Denken in Paradoxien und die Geburt einer Sprache des Geistes vorführe“, interessiere ihn sehr, sagt Wuttke dem Tagesspiegel. „Die säkularisierte, proletige Form, die davon übrig geblieben ist, ist der Stammtisch, wo man besoffen der Serviererin auf den Hintern haut“, erläutert der Tatort-Kommissar. Die Zeitung berichtet: „Martin Wuttke ist in seinem Element, wenn er sich in derlei Assoziationsfuror stürzen kann. Mit sonorer Stimme referiert er über Jüngers literarischen Versuch einer Kulturgeschichte der Droge, dessen Treffen mit dem LSD-Erfinder Albert Hoffmann in der Schweiz, über die Gesellschaftsbeobachtungen zwischen den Weltkriegen – und die Absurdität, dass auch heute wieder junge Kriegsheimkehrer über die Friedrichstraße laufen, von deren traumatischen Erfahrungen jedoch niemand etwas hören wolle. Da spricht Wuttke, der Theaterintellektuelle, dem es freilich fernläge, mit den rechten Brandsätzen, die sich bekanntlich auch finden bei Jünger, zündeln zu wollen. Ihn reizen die Selbstbefragungen dieses Schriftstellers, die auch Heiner Müller schon fasziniert haben, einen seiner Theaterväter. Wuttke ist kein Freund der Anekdote, aber dass Müller, zu Besuch bei dem Insektenforscher Jünger in Wilflingen, fasziniert war von den Schubladen, in denen Käfer wie Armeekolonnen in Reih und Glied aufgespießt waren, das erzählt er dann doch mit hintergründiger Belustigung. Die Arbeit mit Heiner Müller, auch die mit Einar Schleef, sie wird durchaus fortwirken in Wuttkes Jünger-Abend ‚Das Abenteuerliche Herz: Droge und Rausch‘. Überhaupt scheint es in seiner künstlerischen Biografie keine überlebten Phasen zu geben, sondern nur andauernde Verweise, Traditionslinien, Übermalungen.“
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Ticket;art2811,2807613
Photo. Buchcover Ernst Jünger Annäherungen – Drogen und Rausch.
Copyright Klett-Cotta Verlag. All Rights Reserved.
Jun 15
Morrissey in Berlin
Die Märkische Allgemeine berichtet vom Morrissey-Konzert in Berlin und lässt uns an einer wunderbaren Stilblüte teilhaben: Morrissey gelte nicht nur „als Dandy, sondern auch als intoleranter Typ (vor allem als Vegetarier), als Miesepeter, gar als Misanthrop“. Klasse. Jetzt wissen wir vor allem, dass Vegetarier „intolerante Typen“ sind.
Jun 14
Droge und Rausch am Berliner Ensemble
Das Stück „Das abenteuerliche Herz – Droge und Rausch“ von Martin Wuttke hatte gestern am Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm Premiere. Als Grundlage dienten die Bücher von Ernst Jünger ‚Das abenteuerliche Herz‘ (Erste Fassung) und ‚Annäherungen – Drogen und Rausch‘, in denen der Großmeister des deutschen Dandytums von seinen rauschhaften Grenzerfahrungen erzählt.
Kritiken sind bisher kaum veröffentlicht. Die wichtigsten Medien hatten aber im Vorfeld berichtet.
Die nächsten Vorführungen sind am 04., o5. und 11. Juli 2009.
http://www.berliner-ensemble.de/
Photo: Thomas Aurin/ Berliner Ensemble
Jun 11
Henry van de Velde – Buchkunst
Der belgische Künstler Henry van de Velde
Von van de Velde gestaltete Nietzsche-Ausgabe
Heute eröffnet eine fulminante Ausstellung über den belgischen Jugendstil-Künstler Henry van de Velde. Das Bröhan-Museum, am Berliner Schloss Charlottenburg stilvoll gelegen, hat bereits Ende 2007 mit einer wunderbaren Kabinettausstellung zu Harry Graf Kessler (siehe in diesem Blog) auf sich aufmerksam gemacht.
Henry van de Velde (1863-1957) – Buchkunst.
Vom Jugendstil zum Bauhaus
Ausstellung vom 12. Juni bis 20. September 2009
„Die Ausstellung Henry van de Velde (1863-1957) – Buchkunst. Vom Jugendstil zum Bauhaus zeigt etwa 100 Leihgaben aus der Sammlung Ariane und John Dieter Brinks, ergänzt durch herausragende Objekte aus anderen Sammlungen. Der Belgier Henry van de Velde ist vor allem als Architekt bekannt, er war aber auch – ganz dem Zeitgeist seiner Generation entsprechend – ein sehr vielseitiger Entwerfer für Möbel, Textilien, Tafelsilber und Keramik. Eine zentrale Rolle nahm darüber hinaus die Gestaltung von Büchern ein, seine Entwürfe vereinen Schlichtheit und Monumentalität miteinander. Van de Velde beschäftigte sich während seines langen gestalterischen Schaffens, rund 50 Jahre, mit Buchkunst, seine typografischen Arbeiten entwickelten sich vom „Ornamentalen“ hin zur „Linie“, d.h. vom Jugendstil zum Funktionalismus.Das ausgehende 19. Jahrhundert stellte für Kunst und Literatur in Belgien einen Höhepunkt dar. Die Berührungslinien zwischen Malerei und dekorativer Kunst erwiesen sich als eng. So beginnt Henry van de Velde zunächst als Maler und wendet sich in den 1890er Jahren der angewandten Kunst zu. Er entwickelte seinen Neuen Stil, ignorierte die überkommene Unterscheidung zwischen „Kunst“ und „Kunstgewerbe“ und gestaltete durch seine bald unverwechselbare Formensprache von Linien und Flächen praktisch jeden Bereich des Lebens: Häuser, Räume, Kleidung und Schmuck, aber auch jeglichen Gebrauchsgegenstand des Alltags. Und eben, neben so vielem, das Buch.In der Ausstellung im Bröhan-Museum, die zuvor im Design museum Gent zu sehen war, werden die Bücher von Henry van de Velde zum ersten Mal präsentiert. Sie zeigt opulente Buch-Einbände und hervorragende typografische Werke. Außerdem kann sich der Besucher mit Hilfe der zahlreichen Skizzen und Probedrucke sowie der verschiedenen Fassungen des gleichen Entwurfs, ein Bild davon machen, wie diese herausragende Buchkunst entstanden ist. Ergänzt wird die Ausstellung durch das van de Velde-Kabinett des Bröhan-Museums, das Möbel und Kunstgewerbe zeigt.“
Jun 11
Die Taz feiert Morrissey
„Dann geht das Licht aus, die Bühne gewinnt an Tiefe, die Instrumente werden grell angeleuchtet, und vom Band ist Nina Simones Version von „Youll Never Walk Alone“ zu hören. Das ist der Kosmos, in dem der junge Steven Patrick Morrissey einst seinen Sinn für Distinktion, Pathos und Croonertum entwickeln und schließlich zum meistangebeteten Star mit Tolle nach Elvis werden konnte. Kürzlich hat er in Manchester seinen 50. Geburtstag auf der Bühne gefeiert. Nun geht die Party im ausverkauften Offenbacher Capitol weiter, als Auftakt einer Deutschlandtour. Wo Morrissey auch hinkommt, seine Fans erwarten ihn schon: Mit enthusiastischen „Morrissey“-Gesängen begleiten sie sein Kommen, als würde ein Heiliger, der immerhin selbst Jesus Vergebung schenkt, in die Niederungen der Welt hinabsteigen und den Glauben an Schönheit, Einsamkeit und Traurigkeit lehren.“
Morrissey sei ein Dandy, „wie er im Wildeschen Buche steht; er will nicht so recht in die Zeit passen. Sie scheint ihm auch wenig anzuhaben. Seine inzwischen etwas gestutzte Frisur erinnert immer noch an die Fünfzigerjahre, sein Auftreten an noch frühere Epochen, als Stil einherging mit Charisma, Ausstrahlung mit Charakter. Wenn er betont, dass ihm die eigene Vergangenheit bedeutungslos sei, dann erlaubt ihm das umso mehr, ans Jetzt zu glauben, in dem Popgeschichte immer wieder präsent gemacht werden kann.“
Das Taz-Resultat: „Es ist ein ziemlich tolles, lautes, wildes Morrissey-Konzert… ‚God bless you all‘, sagt Moz zum Abschied mit ironischem Unterton und fügt hinzu: ‚especially me‘. Ja, möge er sein talentiertes Erdenkind weiterhin mit Genialität segnen…“