Charles Baudelaire – Die Maske

DIE MASKE

(Allegorisches Standbild im Geschmack der Renaissance)

Für den Bildhauer Ernst Christophe

Sieh diesen Schatz mit florentiner Reizen:
Die Wiegung und des Körpers Muskelkraft
Wo nicht die beiden Himmelsschwestern geizen:
Feinheit und Stärke! Welche Meisterschaft!
So göttlich fest so zierlich zum Berücken –
Das Weib gemacht für Samt und Edelstein
Um Päbste oder Prinzen zu beglücken.

Sieh dieses Lächeln wollustvoll und fein
Wo sich verzückt die Selbstverehrung weidet!
Der lange Blick begehrlich hart und klug ·
Das zärtliche Gesicht mit Gaz umkleidet
Sagt uns mit Siegerstolz in jedem Zug:
»Mich ruft die Wollust und mich krönt die Liebe«
Sieh wie dem Weib zur Fürstin ausersehn
Auch noch verführerischer Liebreiz bliebe –
Komm lass uns um die grosse Schönheit drehn!

O Lästerung der Kunst! Verwünschte Blende!
Ist nicht der Götterleib der Glück verheisst
Ein doppelköpfig Ungetüm am Ende?

Nein – es ist Maske nur und Zier die gleisst:
Erlesnes Mienenspiel in seltnem Lichte.
Sieh her! Hier ist in wildem Krampf gereckt
Der echte Kopf mit wahrem Angesichte
Vom lügenhaften Angesicht verdeckt!
Du arme grosse Schönheit! Deiner Zähren
Erhabner Strom ins schwere Herz mir dringt ·
Dein Lug berauscht mich und ich will mich nähren
Am Leidensquell der deinem Aug entspringt.

Doch warum weint sie? So vollkommne Schöne
Dass jeder Mensch zu ihren Füssen bebt –
Was macht dass ihre Riesenbrust erstöhne?
– Sie weint · Sinnloser! Denn sie hat gelebt
Und sie lebt noch! Doch ihre grössten Sorgen
Empfängt sie und die Kniee zittern ihr
Weil morgen sie noch leben muss! Ach morgen
Und übermorgen · immer! – so wie wir.

Karl Lagerfelds Vinyl-Klon-III

Karl Lagerfeld präsentiert seinen Tokidoki

Das Plakat zur Vorankündigung

Karl Lagerfelds Vinyl-Klon-II

„I am very flattered that I became a tokidoki. I allways loved them and I am very happy to be one of them“, sagte Karl Lagerfeld zu seinem jüngsten Alter ego-Spross.

Die Daten. Limitierte Edition 1.000 Exx. weltweit. Zuerst nur im Kaufhaus Colette, Paris. Später auch in ausgewählten Geschäften.
Material: Vinyl.
Größe: 25 Zentimeter.
Preis: 129 Euro.

http://www.tokidoki.it/karl_lagerfeld

Photo: Network-PR. Danke!

Der letzte deutsche Maler-Dandy -?

Morgen, am 9. Oktober 2009, eröffnet in Bonn eine große Retrospektive des Lebenswerkes von Markus Lüpertz. Er ist wohl tatsächlich einer der letzten deutschen Maler-Dandys. Auch wenn er mit Sicherheit nicht „der letzte deutsche Dandy“ ist, wie ihn die Bild-Zeitung sieht.

Hier der Text der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland:

Markus Lüpertz Hauptwege und Nebenwege Eine Retrospektive. Bilder und Skulpturen von 1963 bis 2009 9. Oktober 2009 bis 17. Januar 2010

Markus Lüpertz zählt zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschen Künstlern der Gegenwart. In der Folge der großen monografischen Ausstellungen deutscher Maler, wie Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz, präsentiert die Kunst- und Ausstellungshalle auf etwa 2000 qm die bislang umfangreichste Retrospektive von Markus Lüpertz. Sie zeigt eine repräsentative Auswahl von etwa 150 Gemälden und Skulpturen des 1941 geborenen Künstlers, der stets mit der Pose des „enfant terrible“ und des „Malerfürsten“ gespielt hat. Sein Werk umspannt einen Zeitraum von fast 50 Jahren und reicht von der „Anti-Malerei“ nahe der Pop Art der 60er Jahre bis zur Auseinandersetzung mit der klassischen Malerei in den letzten Jahrzehnten.

Die Ausstellung hat sich zur Aufgabe gemacht, das leidenschaftliche, intellektuelle und vielseitige Schaffen von Markus Lüpertz zu entdecken. Sie präsentiert einen Künstler, der sich nie einer Stilrichtung verpflichtet hat, nie an den reinen Abbildungscharakter der Kunst geglaubt hat und der sich ständig – in eigenen Worten – „auf der Suche nach dem möglichen Bild“ bewegt.

Die Präsentation spannt einen weiten Bogen von der „dithyrambischen Malerei“, mit der Lüpertz Mitte der 60er Jahre Aufsehen erregte, über die „deutschen Motive“ Anfang der 70er Jahre, die abstrakte „Stil-Malerei“, die traumgleichen „Zwischenraumgespenster“, die bekannten Daphne-Skulpturen, bis hin zu den in den 90er Jahren entstandenen „Landschaftsbildern“ und den freien, aktuellen Werken aus den 2000er Jahren.

Von Beginn an widmete sich Markus Lüpertz neben der bildenden Kunst auch der Lyrik, der Prosa, der Musik und dem Theater. Das umfangreiche Rahmenprogramm zur Ausstellung würdigt diese Aspekte in zahlreichen Veranstaltungen. Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene greifen zudem Ausstellungsthemen auf und bieten eine Möglichkeit zum eigenständigen und kreativen Verständnis der gesehenen Werke.“

http://www.kah-bonn.de/index.htm?ausstellungen/luepertz/index.htm

Photo: >http://www.abc.es/visionesdelmundo/el-salvaje-l%C3%BCpertz-es-387-06-2007/comentar.html

Gustave Caillebotte

Gustave Caillebotte: Straße in Paris, Regenwetter, 1877

Martial Caillebotte: Gustave Caillebotte im Hof des Louvre, Photographie 1892

Sie sind Ehefrau/ Partnerin/ Geliebte eines Dandys und schon nervös, was sie diesem anspruchsvollen Mann zu Weihnachten schenken sollen?

Als frühzeitiger Tip der Auszug aus einer Rezension von Matthias Pierre Lubinsky zum Bildband von Karin Sagner: Gustave Caillebotte. Neue Perspektiven des Impressionismus. Hirmer Verlag München 2009, 200 Seiten.

„Gustave Caillebotte war nie wirklich berühmt, war aber andererseits nie völlig vergessen. Nach seinem Tod wurde er vor allem als Mäzen, Sammler und Vorkämpfer des Impressionismus wahrgenommen. Dabei setzte er der Moderne – vielleicht zum letzten Male in dieser Wahrnehmung und Darstellung – das Ölgemälde entgegen. Es mögen hauptsächlich zwei Ereignisse gewesen sein, die seine künstlerische Konterrevolution motiviert haben. Das erste ist das Aufkommen der Photographie. Die ersten Photographien wurden um 1840 veröffentlicht. Sie wurden von einigen Malern und Graphikern vehement bekämpft, sahen sie sie doch als direkte Konkurrenz ihres Schaffens an. »Dennoch nutzten viele impressionistische Maler wie Degas, Toulouse-Lautrec, Cézanne, Renoir, Monet und Courbet die Technik, bei der auf einer polierten Silberplatte ein ‚mechanisches Plagiat der Natur’ belichtet wurde, als Vorlage«, schreibt Karin Sagner in ihrem Bildband »Gustave Caillebotte – Neue Perspektiven des Impressionismus«.
Ein zweites bedeutendes Ereignis war die revolutionäre Umgestaltung von Paris durch Georges-Eugène Haussmann im Auftrage des französischen Kaisers Napoléon III. Ihr Ergebnis war ein vollständig verändertes Erscheinungsbild der französischen Hauptstadt. In der Innenstadt wurden weiträumig heruntergekommene Wohnviertel aus dem Mittelalter abgerissen. »Das alte Paris gibt es nicht mehr«, schrieb Charles Baudelaire bereits 1857.

Emblematisch genannt seien nur das Bild »Boulevard von oben gesehen« von 1880 und die bekannte Photographie von André Kertész »Avenue de l’Opera« von 1929, die in dem Bildband gegenübergestellt werden. Versinnbildlicht wird, wie stark Caillebotte in der Lage war, die aufkommende Photographie mit ihrer statischen und momentgebundenen Subjektivität zu antizipieren. Karin Sagner schreibt einen Text, der auf Caillebotte neugierig macht, der einen das schwere Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. In sprachlicher Brillanz erläutert sie Bilder, deren Betrachten dann anschließend zu schierem Genuss wird. Seite für Seite wird der Leser aufs Neue überrascht durch das ästhetische Gespür der Gestalter: Text und Bilddarstellung korrespondieren in stimmigem Verhältnis. Gelungen auch das Hinzunehmen von Bildern anderer Künstler zu Vertiefung und Verständnis. Ohne die »Rolla« von Henri Gervex (1878) würde es den »Akt auf dem Sofa« von Caillebotte mutmaßlich nicht geben. Caillebotte: Einer der bedeutendsten Maler seiner Zeit. Präsentiert in einem Bild- und Textband der sich vor seinem Œuvre adäquat verneigt.“

Die vollständige Rezension lesen Sie hier:
http://webcritics.de/page/book.php5?id=3014

Überdosis

Karl Lagerfeld sagte nach der Chanel-Modenschau im Grand Palais in Paris zu der kanadischen Zeitung The Canadian Press:
„Ich leide an einer Überdosis meiner selbst. An einem bestimmten Punkt fragt man sich, bin ich eine Puppe oder nicht?“

Was mögen nur der Steiff-Teddy und die Tokidoki-Puppe dazu sagen?!

Photo: Steiff. All rights reserved.

Durch Paris – auf den Spuren Baudelaires

Obwohl wir grundsätzlich nicht über Produkte berichten, macht der DANDY-CLUB zuweilen eine Ausnahme: Wir stellen die Soundwalks vor. Zukünftig kann man durch verschiedene Bezirke von Paris flanieren und sich dabei eine Stunde lang Wissenswertes über Kultur und Geschichte anhören. Gesprochen von einem prominenten Schauspieler.

Besonders vielversprechend ist das Audio über St. Germain de Près, lustwandelt der Tourist hiermit doch auf den Spuren so bedeutender Persönlichkeiten wie Charles Baudelaire, Delacroix, von Jean-Paul Sartre and Simone de Beauvoir, dem Dandy Serge Gainsbourg, Napoléon Bonaparte, Oscar Wilde, George Sand, Godard, Jean-Paul Belmondo, Gertrude Stein, Henry Miller, Delacroix, Picasso…

Neu vorgestellt wurden folgende Soundwalks
* Saint-Germain-des-Prés mit Virginie Ledoyen (Musik: Benjamin Biolay)
* Le Marais mit Isild Le Besco (Musik: Fred Avril)
* Belleville mit Florence Loiret-Caille (Musik: Spleen)
* Palais-Royal mit Hélène Fillières (Musik: Alexander Scriabin)
* Pigalle mit Lou Doillon (Musik: Sir Alice)

Gespannt sind wir auf den ersten deutschen Soundwalk.

Mehr Infos: http://www.mobile-zeitgeist.com/2009/10/05/soundwalk-audiobranding-auf-dem-mobiltelefon/

Photo. Copyright Matthias Pierre Lubinsky. All rights reserved.

Luisa Casati

Luisa Casati mit Greyhuonds. Giovanni Boldini 1908

La marchesa Luisa Casati con penne di pavone von Giovanni Boldini (1914)

Akt von Giovanni Boldini. Vermutlich die Marchesa

Photographie von Man Ray 1922

Nothing Elegant, ein interessantes Lifestyle-Blog von Tara, einer Studentin aus Tulsa, Oklahoma, USA, entdeckt die furiose Marchesa Luisa Casati (1881-1957). Diese war zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine der schillerndsten ‚Celebritys‘ (wie man heute sagen würde) Europas. Die Geliebte Gabriele d’Annunzios war sie über viele Jahre. Gern präsentierte sie ihre blauen Flecken nach exzessiven Nächten mit dem Dichter. D’Annunzio hat ihr 1910 mit der Figur der Isabella in seinem Roman Forse che sì forse che no (Vielleicht – vielleicht auch nicht) ein dichterisches Denkmal gesetzt. „Er war ganz in sie verloren. Er sah sie an, verschlang sie unersättlich mit seinen Blicken, brannte vor Verlangen, sie immer und in jedem Augenblick zu besitzen, wachte mit fieberhafter Aufmerksamkeit, damit ihm nicht das Geringste von ihr entgehe.“

Wir nehmen dies gern zum Anlass, um dieses Blog zu empfehlen.

http://nothing-elegant.blogspot.com/2009/09/portraits-of-muse-marchesa-luisa-casati.html

Nachmieter gesucht


…gefunden in Berlin-Friedrichshain – ohne Kommentar.

Photo
gesendet von annA. Autor / Photograph unbekannt.

Nick Cave zu Bunny Munro

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung interviewt Nick Cave aus Anlass seines neuen Romans Der Tod des Bunny Munro. Die Handlung: Bunny Monro ist ein zutiefst nihilistischer Vertreter von Kosmetikprodukten, der sich selbst vollständig aufgegeben hat. Seine einzigen egiostischen Interessen, die er im Leben bedient sehen will, sind Alkohol, Sex und andere Drogen.

Also kein Grund, sich aufzuregen; ein typischer Bürger unserer westlichen Zivilisation halt. Auszug aus dem Interview:

„Inwieweit ist das Buch sehr persönlich?

Lassen Sie mich zuerst sagen, dass Bunny Munro ein Monster ist, das monströse Dinge tut. Aber es gibt etwas an seinem Verhalten, das ich bewundere: die unbedingte Konsequenz, mit der er seine Sehnsüchte verfolgt. Und das ist etwas, das ich nachvollziehen kann. Ich bin Künstler, und als solcher ist es mir nicht fremd, auf Kosten der Menschen, die einen umgeben, abstrakte Ideen zu verfolgen. Es ist ein sehr egoistischer, eigennütziger Akt, ein kreativer Mensch zu sein. Das kann ich nachvollziehen. Und ich kann mich auch damit identifizieren, dass er die Welt sexualisiert sieht. Als Männer tun wir das.

Ihr Roman handelt also im Grunde vom Elend des modernen Mannes?

Bang, das war’s: Cave glaubt nicht an Erlösung

In der Regel verhalten sich Männer heute nicht mehr so wie Bunny Munro. Er scheint aus einer anderen Zeit zu kommen, aus den sechziger oder siebziger Jahren, als die Leute geswingt haben. Er ist anachronistisch in seinem Versuch, ständig seinen Charme spielen zu lassen, was bei den Frauen ja auch gar nicht ankommt. Er ist sogar wahnsinnig erfolglos damit.

Beim Lesen habe ich immer auf den Moment gewartet, an dem er sich ändert. Warum haben Sie ihm keinen Moment der Einsicht erlaubt?

Weil ich nicht an Veränderung glaube. Ich glaube nicht, dass wir Menschen unser Leben leben, jede Menge Unheil anrichten und an irgendeinem Punkt einsehen, dass wir gefehlt haben und dafür Verantwortung übernehmen und eines Tages glücklich sterben. So läuft das nicht. Ich glaube, wir krachen irgendwie durchs Leben und, bang!, sterben, und das war’s dann auch. Heute herrscht eine Kultur, die uns einreden will, dass wir Erlösung erreichen, wenn wir unsere Sünden im Fernsehen beichten (…)“

http://www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F14794AA21336F72054101/Doc~E01626A32F82A4353AE186D029835029B~ATpl~Ecommon~Scontent.html