Dirk von Lowtzows Version des Dandys

Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow

Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow wird vom Berliner Tagesspiegel interviewt – und nach seinem Verhältnis zum Dandytum befragt.

Auszug:
„Mit ihrem vorletzten Album „Kapitulation“ haben Sie haben Sie daraus eine große Widerstandsgeste entwickelt. „Sag alles ab“, lautete Ihre Empfehlung. Aber es schien nur um die Pose des Neinsagers zu gehen. Sind sie ein Dandy?

Dandy ist als Begriff extrem in Mode gekommen. Aber das Pop-Dandytum, demzufolge man sich schick anzieht und arrogant tut, interessiert mich nicht. Ob man in Latzhose oder Samtjackett herumläuft, macht keinen Unterschied. Das Problem mit dem Dandyismus ist: Sobald man behauptet, einer zu sein, ist man garantiert keiner mehr. Außerdem enden Dandy-Karrieren meist tragisch, wenn Sie an Beau Brummel, den Vater aller Dandys, denken, der vereinsamt und bettelarm starb, weil er sich selbst und seine finanziellen Mittel durch die Selbststilisierung so sehr verschwendete, dass ihm im Exil nichts blieb.

In Ihrer Version des Dandys wird die Selbstauflösung als letzte rebellische Tat propagiert.

Für mich wäre das Schönste, im eigenen Werk zu verschwinden.“

Das gesamte Interview findet sich hier:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/pop/Dirk-von-Lowtzow-Tocotronic;art971,3004721

Du sollst Dandy zu mir sagen

Sebastian Horsley in Aktion im Berliner Café Burger

Sebastian Horsley, Dandy, schräger Paradiesvogel und Freund des DANDY-CLUB, macht nach Deutschland nun Österreich unsicher. Am
27. Jänner 2010
wird er im
Wiener
Brut
eine weitere Performance abliefern. Seine Lesungen sind eher Selbstdarstellungen im Erbe Oscar Wildes & anderer Dandys.

Aus diesem Anlass bringt der Wiener Standard ein ausführliches Stück über Horsley. Die Überschrift: Du sollst Dandy zu mir sagen.
Ein kurzer Auszug:
„‚Ein Dandy zu sein, gleicht einem Geistertanz im Angesicht des Abgrunds.‘ Die Tanzschritte beherrscht Horsley dabei perfekt. Seine Autobiografie liest sich wie eine etwas zu lang geratene Aphorismensammlung von Oscar Wilde gekreuzt mit einem Memoirenband von Jean Genet. Geschont wird dabei niemand, am wenigsten der Autor selbst, der das erste Mal auf sich aufmerksam machte, als er sich im Jahre 2000 auf den Philippinen im Rahmen eines Kunstprojekts kreuzigen ließ. Wegen seines Gewichtes hielten die Nägel allerdings nicht.

‚Der Körper wird überschätzt‘, sagt er heute, ‚genauso wie die Kleidung. Einen Dandy erkannt man nicht an seinem Stil, sondern an seiner Einstellung.‘ Sebastian Horsley vereint beides: ‚Natürlich ist es ein Anachronismus, wenn man sich heute als Dandy bezeichnet. Ich bin derjenige, der den Bus versäumt hat und der zu Fuß nach Hause geht.‘
(Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/15/01/2010)

http://derstandard.at/1577836960671/Du-sollst-Dandy-zu-mir-sagen

Photo: Copyright annA-C. Schroeder./ DANDY-CLUB. All rights reserved.

Gabriele d’Annunzio von Manuela Aereodon



Manuela Aereodon versuchte sich an einem Portrait des italienischen Nationaldichters und Dandys Gabriele d’Annunzio. Es ist die Reproduktion des bekannten Photos.

Die Zeichnung fanden wir hier:
http://aereodon.deviantart.com/art/Gabriele-d-annunzio-150524112

Zeichnung: Copyright Manuela Aereodon. All rights reserved.

Der Geist der Luisa Casati


Tilda Swinton als Marchesa Luisa Casati

Das schwedische Magazin Acne Paper hat für seine neunte Ausgabe die irische Schauspielerin Tilda Swinton als Marchesa Luisa Casati photographiert. Ein interessantes & gelungenes Experiment!

Das halbjährlich erscheinende Heft legt mit dem Thema ‚Spiritualität‘ den Schwerpunkt auf die Kunst. Es geht um Transzendenz, – um die Aura, die die Dinge neben ihrer rationalen Erscheinung und Ästhetik umgibt.

Da passt Luisa Casati nur zu gut: Ein Leben, das sich permanent bewegte zwischen Leben und Tod, Licht und Dunkelheit. Die Suche des weiblichen Dandys nach einer höheren Wahrheit, einem anderen Sein.

Photos. Copyright Acne Paper. Al rights reserved.

Acne Paper. Text englisch. Preis zwölf Euro.

Die Photos zuerst gesehen bei: http://fashionblog.am/?p=6880

Karl Lagerfeld initiiert Metropolis

Photos: Copyright VOGUE/ Karl Lagerfeld. Al rights reserved.

60 Jahre Berlinale: Aus Anlass des Jubiläums der Filmfestspiele erscheint am heutigen Mittwoch das Mode-Magazin Vogue mit einem Special. Highlight des 50seitigen Sonderheftes ist eine Fotostrecke von Karl Lagerfeld, in der Toni Garrn, Baptiste Giabiconi & andere Szenen aus Fritz Langs legendärem Film Metropolis darstellen.

Die Bilder zuerst gefunden hier: http://www.illcitizens.com/2010/01/toni-garrnvogue-germany-2010.html

Kleider machen Leute

Der US-amerikanische Entertainer Fred Astaire achtete dandyesk auf sein Äußeres

Unter dem Titel Kleider machen Leute schreibt Jay auf seinem niegelnagelneuen Blog SILVAE eine kleine, süffisante Geschichte des Dandytums seit den 1920er Jahren.

Kostprobe:
„Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts besuchte der Herzog von York (der spätere König George VI) mehrfach Amerika. Er trug dabei einen grauen Zweireiher mit Kreidestreifen. Wahrscheinlich von Davies&Sons, dem Schneider, der schon seinen Vater eingekleidet hatte (und ein Jahrhundert zuvor Lord Nelson).

Der Kreidestreifen Zweireiher erregte grosses Aufsehen in Amerika, alle Hollywood Schauspieler liessen sich in den dreissiger Jahren so etwas in London anfertigen. Nicht mehr bei Davies&Sons, sondern bei Frederick Scholte in der Cork Street, dem berühmtesten Schneider der dreissiger Jahre.

Der hatte den drape look erfunden, abgeschaut von den Uniformen der Gardeoffiziere, breite Schultern, schmale Taille. Aber nicht nur Hollywood Stars wie Gary Cooper, Clark Gable und Fred Astaire trugen diese Zweireiher. Der Anzug wurde auch die Uniform der amerikanischen Gangster, bei denen wurden die Revers, die Schultern und die Streifen noch breiter (der amerikanische Gangsterfilm hat auch noch zur Verbreitung dieses Looks beigetragen). Die amerikanische Zeitschrift Esquire hat vor Jahren als ein sartorial besonders abschreckendes Beispiel eines Gangsters im Zweireiher ein Photo von Adolf Hitler im Kreidestreifen Zweireiher abgedruckt (…)“

http://loomings-jay.blogspot.com/2010/01/kleider-machen-leute.html


Bild: http://www.brandimills.com/blog/wp-content/uploads/2008/04/dance6.jpg

Sur le dandysme aujourd’hui

Marcel Duchamp

Andre Breton bezeichnete Marcel Duchamp als das „Ende des gesamten historischen Prozesses der Entwicklung des Dandytums“ (“the end of the whole historical process of the development of dandyism”).

Eine Ausstellung unter dem Titel Sur le dandysme aujourd’hui (Der Dandyismus von heute) im Centro Galego de Arte Contemporanea im spanischen Santiago de Compostela widmet sich den Posen und Symbolen von Künstlern als Dandys.

Sie läuft noch bis zum 21. März 2010.

Mehr Infos finden Sie hier:
http://www.marcelduchamp.net/news.php

Die Seite des Museums:
http://www.cgac.org/

Dandy der Bedürfnislosigkeit


Das Buch Alexander von Schönburgs Die Kunst des stilvollen Verarmens wird von Kultiversum.de rezensiert. Das Buch sei jedem Aestheten ans Herz gelegt. Auch die Besprechung ist lesenswert. Ihr Titel: Ein Dandy der Bedürfnislosigkeit.

 

 

 

Ein Auszug:
„Während der Durchschnittsbürger bei Fehlschlägen schnell durchhängt, ist es aristokratisch, den Kopf oben zu behalten, wenn der Boden wegbricht. Schönburg erzählt von verarmten englischen Lords, die den Abstieg mit Anmut absolviert haben und als Busfahrer ihr Geld verdienen. Wem die große Wohnung zu teuer geworden ist, dem versichert er: «Man kann auf engstem Raum eine ansehnliche Existenz führen.»
 

 

 

So wie der Graf Nyáry. Im Kommunismus galt er als Klassenfeind und musste mit seiner sechsköpfigen Familie in einer kleinen Budapester Zweizimmerwohnung leben. Aber wenn dort am Vormittag die Ma­tratzen beiseite geräumt waren, entstand wie durch Zauberhand ein Salon – «eine der elegantesten Wohnungen, in denen ich mich je aufgehalten habe». Zweifellos gewinnt das Buch durch solche Anekdoten aus der Verwandtschaft.“




Schönburgs „amüsanter Leitfaden“ sei geprägt von der sentimentalischen Sehnsucht nach dem einfachen Leben. So berichte der Adlige über den großen Verzichter Ludwig Wittgenstein: ‚Er zelebrierte seine Sparsamkeit, kokettierte mit der Askese.‘ Auch Schönburg sei „ein Dandy der Bedürfnislosigkeit“: „Manche Passagen könnte man sich gut im Munde eines Proustschen Helden des Snobismus, etwa des göttlichen Charlus, vorstellen – sie würden dann sehr komisch wirken.“

 

 

 

Der Link zur spannenden Rezension:
http://www.kultiversum.de/Literatur-Literaturen/Ratgeber-Alexander-von-Schoenburg-Die-Kunst-des-stilvollen-Verarmens-.html

D’Annunzios Fiume musikalisch

Die Musiker der italienischen Gruppe IANVA haben sich auf die Spuren Gabriele d’Annunzios begeben. Mit ihrem jüngsten Album versuchen sie, die Atmosphäre der Halbinsel Fiume unter der Besetzung des Dichters einzufangen. Fiume heißt heute Rjeka und gehört zu Kroatien. Nachdem die italienische Regierung sich nach dem Ersten Weltkrieg verpflichtet hatte, die Halbinsel abzutreten, besetzte D’Annunzio sie mit 2.500 Freischärlern und rief ein freiheitlich-romantisches Regime aus.

Zum Text der Musik können wir nichts sagen. Sie klingt modern und martialisch zugleich und scheint hörenswert.


Mehr Infos gibt es auf der Seite von IANVA bei Myspace:
http://www.myspace.com/ianva

Nonpop.de führte ein Interview mit der Gruppe. Hier erfährt man mehr über den Namen der Gruppe und deren Hintergrund:
http://www.nonpop.de/nonpop/index.php?mkey=Ein-Gespraech-mit-IANVA&p=articles&id=916

Melancholiker und Kollaborateur

Der französische Schriftsteller Pierre Drieu la Rochelle

Zum Geburtstag des Dandys, Kollaborateurs, Schriftstellers, Frauenhelden, Melacholikers &C. &C. Pierre Drieu la Rochelle (3. Januar 1893 – 16. März 1945) erinnern wir an eine lesenswerte Rezension: 1966 besprach Der Spiegel den großen Epochenroman Die Unzulänglichen.

Hier ein kurzer Auszug:

„Beide, Drieu wie Gilles, sind vom Fronterlebnis geprägte unbekannte Soldaten des Ersten Weltkriegs – schließlich war Drieu als 21jähriger mit dem „Zarathustra“ im Tornister an die Front geeilt und hatte später das „Brodeln des jungen und warmen Blutes“ bei seiner Feuertaufe so verherrlicht: „Das also war ich, dieser Starke, dieser Freie, dieser Held.“

Beide, Drieu wie sein Held, heiraten eine ungeliebte, doch reiche Jüdin, die sie schnell wieder verlassen; beide sind bürgerliche Desperados und Männer mit vielen Frauen – mit Prostituierten, Krankenschwestern, armen Spanierinnen und wohlhabenden US -Damen, die sie als etwas unzulängliche Don Juans hofieren.
Und so wie einst Drieu jahrelang mit seinem Kollegen Louis Aragon befreundet war und den – später Surrealisten-) Zirkel André Bretons frequentierte, so pflegt auch Gilles die Freundschaft zum Schriftsteller Cyril Galart und den Umgang mit den Literatur-Anarchisten einer ‚Revolte‘ -Gruppe eines Meisters Cael, bis es schließlich zum Bruch kommt. Drieu -Leser Mauriac: ‚Ich erkenne alles wieder, bis hin zur Krawatte …'“

Die vollständige Rezension aus dem Jahr 1966, zum Erscheinen der deutschen Erstübersetzung finden Sie hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46414946.html

Pierre Drieu La Rochelle: Die Unzulänglichen. Propyläen Verlag, Berlin: 504 Seiten.