Enzensbergers dandyeske Freiheitsrede


Das Cover des aktuellen Buches von Hans Magnus Enzensberger



Hans Magnus Enzensberger ist am gestrigen Dienstagabend in Kopenhagen mit der bedeutendsten dänischen Kultur-Auszeichnung geerhrt worden: dem Sonning-Preis. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung dokumentiert Enzensbergers Dankesrede in einer leicht gekürzten Fassung:

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~ECC789B864DC04CDAAD5D4010430CC316~ATpl~Ecommon~Scontent.html



Der bedeutende deutsche Schriftsteller und Geistesdandy nahm die Preisverleihung zum Anlass für eine vernichtende Stellungnahme zur EU.

Enzensberger nennt das Demokratiedefizit der EU „eine chronische und offenbar schwer zu behandelnde Mangelkrankheit“. Als habe es die Verfassungskämpfe des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts nie gegeben, wurde sich „von Anfang an auf eine Kabinettspolitik verständigt, die alles Wesentliche im Hinterzimmer aushandelt“

.

Enzensbergers Bücher sind Seismographen und zugleich subversiver Widerstand



Enzensbergers Kritik kommt einer Abrechnung über ein Gebilde gleich, dass niemand mehr versteht, verstehen soll: „Die Kommission hat praktisch ein Monopol für die Gesetzesinitiative. Sie verhandelt und entwirft ihre Richtlinien hinter geschlossenen Türen.“ „Die über fünfzehntausend Lobbyisten, die in Brüssel tätig sind, haben mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Kommission als alle Abgeordneten (…)



Was aber die Bewohner unseres Erdteils am meisten nervt, ist der Regelungswahn der Brüsseler Behörden. Ihre Kompetenzgier ist nicht schwer zu erklären. Wie Robert Conquest einmal bemerkt hat, verhält jede Großorganisation sich so, als würde sie von den Geheimagenten ihrer Gegner geleitet. Diese Form der Selbstsabotage ist kein Zufall; denn jede Ausdehnung ihrer Befugnisse verspricht der Organisation mehr Macht, mehr Geld und mehr Planstellen. Hannah Arendt hat vor fünfundvierzig Jahren dazu das Nötige gesagt. Sie sprach damals in Kopenhagen vom ‚Druck einer sich abzeichnenden Veränderung aller Staatsformen, die sich zu Bürokratien entwickeln, das heißt, zu einer Herrschaft weder von Gesetzen noch von Menschen, sondern von anonymen Büros oder Computern, deren völlig entpersönlichte Übermacht für die Freiheit und für jenes Minimum an Zivilität, ohne das ein gemeinschaftliches Leben nicht vorstellbar ist, bedrohlicher sein mag als die empörendste Willkür von Tyranneien in der Vergangenheit‘.

Am Ende seiner essayistischen Hinrichtung zitiert Enzensberger den deutschen Philosophen Odo Marquard: „Es kommt nicht darauf an, die Welt zu verändern, sondern sie zu verschonen.“

Eine Internet-Debatte über Enzensbergers EU-Bashing beginnt hier:
http://gunnarsohn.wordpress.com/2010/02/03/wehrt-euch-gegen-die-eurokraten-kauft-gluhbirnen-in-bosnien/


Fashion-Tango




Die in Buenos Aires, Argentinien  beheimatete Fashion Photographin und Art Direktorin Antonella Arismendi gewährt auf ihrer Internetseite Einblick in ihr Schaffen:

http://www.antonellaarismendi.com/site/portfolio/?gallery=42-jackie

Das Photo stammt aus ihrer Serie Jackie. Copyright and all rights reserved Antonella Arismendi.


The Importance of Being Ernest

Vor genau einem Jahr führte das englischsprachige Theater DUET der Universität Duisburg-Essen die Komödie The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde auf.

Der DANDY-CLUB erinnert an die Inszenierung und bringt noch einmal das gelungene Plakat.

The Sartorialist: 70er Jahre-Dandy

Eine der weltweit bedeutendsten Strret-Style-Seiten im Internet ist The Sartorialist.

Wer in Mailand oder New York herumläuft und stilvoll gekleidet ist, läuft ihm vielleicht mal vor die Linse: Scott Schuman ist der Fashion-Photograph, der sich hinter The Sartorialist verbirgt. Er flaniert die Hauptstraßen der Modemetropolen entlang und dokumentiert aesthetische Menschen jeglicher Couleur:

http://www.thesartorialist.blogspot.com/

Photo: The Sartorialist. All rights reserved.

MP3-Dandy

 
Unsere französischen Freunde von dandies.fr haben den MP3-Player ein wenig zweckentfremdet. 

Christian McKay & Orson Welles

Christian McKay in der ausgezeichneten Hauptrolle in Me and Orson Welles,  Richard Linklaters Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Kaplow. Außerdem spielten mit: Claire Danes, Ben Chaplin und Zac Efron und andere.

Silhouttenwechsel

Aus Anlass der gerade eröffneten Ausstellung Mode sprengt Mieder – Silhouettenwechsel im Münchner Stadtmuseum rezensiert der DANDY-CLUB das aesthetische Katalogbuch von Isabella Belting, Hirmer Verlag, München 2010, 144 Seiten, Großformat.

Wäsche-Werbung im Art Deco-Stil aus den 1930er Jahren: Der Körper der Frau wird geformt.

Unsere Kleidung formt uns. – Soziologisch und kultur-geschichtlich ist die Umhüllung des Menschen Spiegelbild der Zeit. Aber auch umgekehrt formt die Kleidung ihren Träger. Buchstäblich: Sie bestimmt, wie er sich bewegt, wie er sich fühlt. Manchmal sogar, wie er sich bewegen darf.
Eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum (22. Januar 2010 bis 16. Mai 2010) widmet sich diesen Fragestellungen: Mode sprengt Mieder – Silhouettenwechsel. Mode engt ein; Mode hat Sprengkraft. Ausgangspunkt der Ausstellungsmacherinnen ist das Phänomen, dass die Mode die Silhouette des Menschen hervorbringt. Und die Frauen können ein Lied davon singen. Klassisches Beispiel ist das Schnürmieder. Es ist ein Gerüst, das die Trägerin formt, zurechtbiegt. So, wie sie die Zeit, die Mode und vielleicht auch das Bild, das der Mann von ihr hat, haben möchte. Das Schnürmieder ist selbst Mode, dabei ihr Hilfsmittel, indem das andere von ihm abgeleitet werden kann. Nicht nur modelliert es den Körper, es formt auch die Bewegung der Frau.
Nicht zufällig spielte das Korsett mehrere Jahrhunderte lang eine so bedeutende Rolle in der Damenmode. Auch die Kinder durften in früherer Zeit nicht Kinder sein. Gerade an diesem Beispiel des Geschnürtseins wird deutlich, dass man in früheren Jahrhunderten die Kleinen nur als kleine Erwachsene  sehen wollte und duldete, wurden sie doch entsprechend angezogen.
Die Ausstellung und das begleitende Katalogbuch zeigen die jeweilige Mode der Epoche, die zugleich die Silhouette produzierte, definierte.
Angefangen beim Rokoko, wo die Damenmode üppige Blüten trieb, wandert die Ausstellung mit vielen Kleidern, Miedern, Plakaten und Werbeanzeigen durch die Zeiten und Stile der Mode. Heute kaum vorstellbar ist, was die damalige Frau mit sich herumschleppte an Masse und Steifigkeit. Der ausführliche Text des aufwendig gestalteten Kataloges macht deutlich, dass mit den Kleidungsvorschriften immer zugleich das Verhalten der Frau mit geregelt werden sollte: Das Schnürmieder als pädagogische Maßnahme. Als Emblem für Sitte, Anstand und moralische Integrität der Dame. Andererseits der Reiz des Auspackendürfens der Ehefrau durch den Göttergatten. Das Aufschnüren nach dem Ballabend als maskuline Erfüllung der sexuellen Erwartung.
Allerdings war die Praxis des Einschnürens schon unter Zeitgenossen wahrlich nicht unumstritten. So schrieb der Gelehrte Johann Georg Krünitz in seiner 1786 erschienenen Oeconomischen Encyclopädie: »Man legt den Kindern, wenn sie einige Monate alt sind, die Schnürbrust an. Man hatte sie schon durch das heftige Einwindeln auf die Tortur gebracht, und befreyet nunmehr Hände und Füße von der Strafe, um die Eingeweide noch mehr zu pressen, und die Knochen zu verstümmeln. Die Schnürbrüste sind eine Art von Schilden, durch welche man die Biegsamkeit der noch zu schwachen Kinder, nach der schwachen Meinung des großen Haufens, aufhalten, und sie in den Stand setzen will, selbst aufrecht zu bleiben.«
Der Modespaziergang geht weiter übers Directoire und Empire (1790 bis 1810), wo die bürgerliche Mode allmählich abgelöst wurde. Letztlich war es die Französische Revolution, die alles Einschnürende verbot und stigmatisierte. Doch wie auf anderen Feldern auch, provozierte dieser radikale und plötzliche Zwang seine subversive Konterrevolution: Was zwei Jahrhunderte gewährt hatte, wollte von der Gesellschaft so schnell nicht abgeschafft werden. So kamen um 1815 die lockeren und freizügigeren Antikenkleider wieder aus der Mode
Weitere Schwerpunkte der Ausstellung sind die 1950er und die Sechzigerjahre. In den Fünfzigern kam nun Farbe ins Spiel. Die Lebensfreude kam zurück.  Als Seismograph des Jahrzehnts nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kann stehen, dass die Taille nun wieder so schmal ist, »wie sie nur sein kann« und dennoch nicht einengte, wie das Modejournal Constanze 1951 schrieb. Das wollte die moderne, von so manchen Zwängen befreite Frau nicht mehr.
Deutlich macht die Ausstellung, wie die Frau dann in den Sechzigern selbstbewusster wird. Dieses Jahrzehnt ist jugendlicher und deutlich frecher. Berufstätigkeit wird stärker ein Thema bei den modebewussten Frauen in den Städten. Sie nehmen ihr Leben stärker selbst in die Hand, werden mehr sexy.
Katalog und Ausstellung enden mit einem kurzen Ausblick auf 2010: Wie geht die Mode heute mit den Körperformen um? »Viele Bekleidungen lassen Spaß und Freude an der Mode erkennen: Erlaubt ist, was gefällt«, schreibt Isabella Belting.
Das setzt allerdings eine gewisse Stilsicherheit voraus, ist man geneigt hinzuzufügen.

Noch ne Notebook-Verpackung

Noch ne Laptop-Tasche ist uns über den Weg gelaufen, die wir unseren Lesern nicht vornethalten wollen, weil dandyesk:

H By Harris Q1.

Rotes Nappa-Leder, hochwertige Verarbeitung, gut gefüttert – halt kein Allerweltsteil für das liebste Stück im digitalen Zeitalter.

Mehr Infos hier:
http://www.oki-ni.com/invt/hbh0006red&cm_vc=productpage?cm_mmc=AWIN-_-87929-_-Deeplink-_-Generic&CMP=AFC-AW&attr=87929

Notebook-Verpackung

Einen Notebookschutz für Dandys stellt René Schaller auf seinem Blog vor:
http://rene-schaller.blogspot.com/2010/01/gebooked.html

So wird aus dem digitalen Begleiter aus dem 21. Jahrhundert in der Öffentlichkeit ein halbledernes Buch aus dem 19. Jahrhundert.
Die Idee hatte die Firma twelfsouth, bei der man die dandyeske Verpackung für sein Macbook auch online bestellen kann:
http://twelvesouth.com/products/bookbook/

Goldene Kamera 2010

Die US-amerikanische Schauspielerin Diane Kruger erhielt den Fenrsehpreis Goldene Kamera 2010 in Berlin überreicht von Karl Lagerfeld.

Photo: http://rene-schaller.blogspot.com/2010/01/goldstuck.html