Impressionismus – Expressionismus

Pierre-Auguste Renoir, Badende mit blondem, offenen Haar, um 1903.
Österreichische Galerie Belvedere, Wien. © Belvedere, Wien

 

 

 

 

Impressionismus – Expressionismus. Kunstwende.
Ausstellung in der Alten Nationalgalerie Berlin
22.05.2015 bis 20.09.2015.
Katalog im Hirmer Verlag, 336 Seiten mit 300 Farbabbildungen auf 135g-Matt-Papier, gebunden, 49,90 Euro (D).

 

 

Impressionismus und Expressionismus gelten heute als schlicht gegensätzliche Kunstrichtungen. Doch das war nicht immer so. Eine große und aufwendige Ausstellung auf der Berliner Museumsinsel lässt den Besucher die Gemeinsamkeiten entdecken.

 


Impressionismus und Expressionismus sind an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert intensiv debattiert und verglichen worden. Was heute als gegensätzlich wahrgenommen wird, waren zur Zeit ihres Entstehens die beiden bedeutendsten avantgardistischen Kunst-Strömungen – mit vielerlei Gemeinsamkeiten.

 

 

Grundsätzlich handelt es sich laut Definition der Kunsthistoriker beim Expressionismus um ‚Ausdruckskunst‘ und beim Impressionismus um ‚Gefühlskunst‘. Die einen malen das, was sie beim Anblick des Motivs wahrnehmen, die anderen das, was in ihrem Kopf stattfindet. So weit so gut.

 

 

In der Kunst-Debatte am Fin de Siècle wurden eher die Gemeinsamkeiten beider Richtungen betont, waren sie doch angetreten, den herrschenden Kunstbetrieb radikal in Frage zu stellen. Und tatsächlich scheinen bei genauerer Betrachtung trotz konträrer Ansätze die Gemeinsamkeiten beider Stilrichtungen zu überwiegen. Impressionisten wie Expressionisten wollten provozieren. Die Ersten durch Flüchtig-Unfertiges, die Zweiten durch Undeutlich-Wildes. Die Impressionisten häufig durch eher gedämpfte Farben Ton in Ton. Die Expressionisten auch gern grell-blendend.

 

 

 

Max Pechstein, Sitzendes Mädchen (Moritzburg), 1910.
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie. © 2015 Pechstein Hamburg/Tökendorf. Foto: bpk/Roman März

 

 

 

Vor allem ging es den Künstlern beider Richtungen um die Befreiung von einer Gedankenkunst, der damals herrschenden Kunst-Auffassung, wonach die Kunst bestimmte Aufgaben zu erfüllen habe. Die Impressionisten suchten sich zu konzentrieren auf das Sehen selbst. Die Expressionisten suchten, ihre Gefühle und Affekte sich bewusster zu machen und in Bilder umzusetzen.

 

 

Die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie wäre ohne die große Unterstützung des bedeutenden Vereins der Freunde der Nationalgalerie nicht möglich geworden. Mehrere Dutzend Museen und viele Privatsammler stellten ihre Schätze zur Verfügung. So kann das Museum, das als eines der ersten weltweit ab 1896 impressionistische Gemälde erwarb, gut 160 wertvolle Bilder zeigen.

 

 

Durch ihre Gegenüberstellung kann der Betrachter die Stile vergleichen und sich so – quasi selbst einen Eindruck von der gegensätzlichen Harmonie der beiden Stilrichtungen machen.

 

 

Der begleitende Katalog aus dem Münchner Hirmer Verlag dokumentiert sämtliche ausgestellten Werke auf 135 Gramm-Mattpapier. Profunde Texte veranschaulichen auch dem interessierten Laien den Stand der Kunstgeschichte und lassen das schön gestaltete Buch zu einer Art Handbuch des Vergleiches der beiden Stile werden.

 

 

PS. Uns gefällt sehr, dass im Katalog an Harry Graf Kessler erinnert wird. Den großen Dandy, Mäzen und Kunst-Vermittler, der versucht hat, Deutschland an die Moderne anschließen zu lassen. Merci beaucoup.