Zum heutigen Todestag von Joachim Ringelnatz (7. August 1883 – 17. November 1934) sprach dpa mit dem Göttinger Philologie-Professor Frank Möbus. Er bezeichnet den Kabarettisten Joachim Ringelnatz im Privaten als zurückhaltenden Menschen mit dandyesken Zügen.
Möbus: «Sein ernsthaftes Werk stand immer im Schatten des Bühnenzauberers, der er auch war. Er hat oft drei Eineinhalb-Stunden- Programme an einem Abend absolviert. Dafür liebte ihn das breite Publikum. Es ist heute auch nicht einfach, vom Humorigen wegzukommen zum Ernsthaften. Ich war gerade auf Lesereise mit ernsthaften Ringelnatz-Texten. Da war das Publikum erstaunt: ‚Was, so etwas gibt es von ihm auch?’», sagte der Ringelnatz-Forscher der Nachrichtenagentur.
Der private Ringelnatz habe mit dem Bühnen-Star nichts gemein gehabt, sagte Möbus. „Er trug weiße Anzüge und Gamaschen, hatte einen Gehstock. Er war ungewöhnlich sorgfältig herausgeputzt, dandyhaft und eitel. Er liebte teure Weine und Champagner. Er hat das Geld in vollen Zügen ausgegeben, verkehrte mit berühmten Leuten wie Max Schmeling und Asta Nielsen. Mit dem abgerissenen Seemann von der Bühne hatte er nichts gemein.“
Joachim Ringelnatz hieß eigentlich Hans Bötticher. Er wurde am 7. August 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren. Zunächst schlug er sich mit verschiedenen Professionen durch: Leichtmatrose, Gelegenheitsarbeiter, Arbeitsloser, Obdachloser, Kommis, Buchhalter sind nur einige Berufe, die er probierte. 1920 legte er sich den Namen Joachim Ringelnatz zu und tingelte er als reisender Artist im Matrosenanzug durch die Kabaretts in ganz Deutschland und trug seine Gedichte vor. Auch seine Bücher – am bekanntesten wurden die Erlebnisse des Seefahrers Kuttel Daddeldu – wurden zu Erfolgen. 1933 verbaten ihm die Nazis das Auftreten.
Weiterführend: http://ringelnatz-verein.de/blog/
Photograph unbekannt.
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Als weiterführender Link ist auch
http://www.ringelnatz-museum.de/
zu nennen: Die Homepage der Joachim-Ringelnatz-Stiftung bzw. des Cuxhavener Ringelnatz-Museums, das breiten Einblick auch in sein bildkünstlerisches Werk bietet.
Frank Möbus