Rüdiger Schmidt-Grépály – Das eine bin ich, das Andere sind meine Schriften

Friedrich Nietzsche im Jahr 1882

 

 

 

 

 

Rüdiger Schmidt-Grépály:
Das eine bin ich, das Andere sind meine Schriften
Nietzsches Werk im Spiegel seiner Briefe.
248 Seiten, gebunden in Leinen mit eingelassenem Faksimile, L.S.D. Verlag, Göttingen 2018, 20 €.

 

 

 

 

Rüdiger Schmidt-Grépály veröffentlicht eine Auswahl von Briefen Friedrich Nietzsches als chronologische Begleitung von dessen Werk. Als wäre diese Lektüre nicht schon interessant genug, – ist Das eine bin ich, das Andere sind meine Schriften – Nietzsches Werk im Spiegel seiner Briefe gedacht als Einstimmung auf die angekündigte Werkausgabe im L.S.D.-Verlag.

 

 

 

Rüdiger Schmidt-Grépály, Gründer und bis Februar 2018 Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche in Weimar, wird im L.S.D.-Verlag erstmals die Werkausgabe Friedrich Nietzsches so herausbringen, wie der Philosoph sie sich vorgestellt hat. Denn bis heute krankt die Perzeption des Philosophen der ewigen Wiederkehr an Auswahl und Reihenfolge der in seinen verschiedenen Werkausgaben enthaltenen Texte. Seit dem Tod von Nietzsche (1844-1900) ist die Veröffentlichung seiner Schriften gekennzeichnet durch Streitereien unter den Beteiligten und massive Kritik von außen.

 

 

 

Rüdiger Schmidt-Grépály hat nun Karl Lagerfeld, Programm-Gestalter des L.S.D.-Verlags,  für das Projekt gewinnen können, Nietzsches Werk so zu veröffentlichen, wie der Denker aus Röcken im heutigen Sachsen-Anhalt das wohl wollte. So wird die 12-bändige Ausgabe mit dem Titel Nietzsches Nietzsche nur die Texte enthalten, die sie nach dem Wunsch ihres Urhebers enthalten sollte. Nach aktueller Auskunft des Verlags soll diese nun 2021 erscheinen.

 

 

 

»Ich bin nicht intellektuell, nur ziemlich kultiviert«, antwortete Karl Lagerfeld einem Reporter auf die Frage, wie er zu Friedrich Nietzsche stehe. Seine geistigen Vorlieben sollten eine Privatangelegenheit bleiben. Selbstverständlich habe er den gesamten Text der neuen und nach dem Anspruch ihrer Macher, ultimativen Ausgabe gelesen: »Ich schreib doch meinen Namen nicht auf Dinge, die ich nicht selbst gelesen habe«, sagte er dem Zeit Magazin online.

 

 

 

Die ausgewählten Briefe, die Nietzsches Werk begleiten wie eine geistige Perlenschnur, sind sowohl für Nietzsche-Anfänger lesenswert wie auch für fortgeschrittene Kenner des Werkes lehrreich. Wer sich mit dem Autor von Also sprach Zahatustra oder Der Antichrist noch nicht eingehender befasst hat, kann diese kleine Briefauswahl wie eine Art Einführung in Nietzsches Philosophie lesen, erfährt er doch vieles zur Motivation und den geistigen Anregern.

 

 

 

Das eine bin ich, das Andere sind meine Schriften – Nietzsches Werk im Spiegel seiner Briefe ist der letzte Band einer Trilogie, zu der die hier ebenfalls vorgestellten Bücher gehören. Lernt mich gut lesen (2012) und Zur Rückkehr des Autors – Gespräche über das Werk Friedrich Nietzsches (2013).

 

© Matthias Pierre Lubinsky 2019

 

 

 

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Stefan George – Von Kultur und Göttern reden

Stefan George im Jahr 1910. Portrait von Jacob Hilsdorf

 

 

 

 

Stefan George: Von Kultur und Göttern reden.
Aus dem Nachlass. Ergänzungen zu Georges Sämtlichen Werken.
459 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Klett-Cotta Verlag 2018, 48 €.

 

 

 

 

Stefan George war einer der bedeutendsten deutschen Dichter des vorigen Jahrhunderts. 150 Jahre nach Georges Geburt und 85 Jahre nach seinem Tod werden nun Texte aus seinem Nachlass veröffentlicht. Ein nicht ganz ungewagtes Unterfangen.

 

 

 

Kaum ein Dichter in deutscher Sprache war derart ästhetisch anspruchsvoll und auf seine Wirkung bedacht wie der in Bingen am Rhein geborene Stefan George (1868-1933). Er zelebrierte seine Texte gern mit asketischer Geste vor gebildetem Publikum. Er versuchte gar eine eigene Sprache zu erschaffen, da ihm die deutsche in ihren Ausdrucksmöglichkeiten zu begrenzt erschien. Aber sein geistiger Anspruch ging noch weiter, schuf er um sich einen Kreis von jungen Männern, die sorgfältigst ausgewählt wurden und eine geistige Erneuerung Deutschlands herbeiführen sollten. Seinem Nachruhm konnte es nicht schaden, dass einer seiner talentiertesten Novizen, Claus Schenk Graf Stauffenberg, zwölf Jahre nach seinem Tod ein Attentat auf Hitler beging. Der Wehrmachtsoffizier soll bei seiner Hinrichtung am nächsten Tag ausgerufen haben: Es lebe das geheime Deutschland!, – was ein direkter Verweis auf das Geistige Deutschland Georges gewesen wäre.

 

 

 

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Fragments of Metropolis East

Das Haus zur Schwarzen Mutter Gottes, Prag, Tschechien
© Niels Lehmann. Photo aus dem Buch.

 

 

 

 

Niels Lehmann/ Christoph Rauhut:
Fragments of Metropolis East
Das expressionistische Erbe in Polen, Tschechien und der Slowakei.
Text: Deutsch/ Englisch,
300 Seiten, 170 Abbildungen in Farbe, 40 Planzeichnungen und Kartenmaterial, gebunden, Hirmer Verlag 2018, 29,95 €.

 

 

 

 

In ihrer so verdienst- wie historisch wertvollen Buchreihe Fragments of Metropolis präsentieren Niels Lehmann und Christoph Rauhut die noch erhaltenen Gebäude der Architektur des Expressionismus. Der dritte Band zeigt nun den Osten.

 

 

 

Nach den ersten beiden Bänden mit den expressionistischen Häusern in der Region Berlin und dem zweiten über das Rhein-Ruhr-Gebiet wird das Gesamtprojekt nun rund. Auch wenn noch weitere Bücher folgen sollten, ist erst durch die Einbeziehung der expressionistischen Architektur in den heutigen Staaten Polen, Tschechien und Slowakei eine Vollständigkeit erreicht. Dies ist wichtig, weil sich die jeweiligen Architekten aufeinander bezogen haben.

 

 

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Corrado Hoorweg – Stefan George und Maximin

Maximilian Kronberger (1888-1904)

 

 

 

 

 

Corrado Hoorweg: Stefan George und Maximin
Königshausen & Neumann, Würzburg 2018
130 Seiten, Paperback, 24,80 €.

 

 

 

 

Corrado Hoorweg schildert in seinem Buch Stefan George und Maximin die Begegnung des Dandy-Schriftstellers mit dem 20 Jahre jüngeren Nachwuchsdichter. Ein Zeugnis der tiefen Zerrissenheit der George-Jünger.

 

 

 

An einem Samstagmorgen Anfang 1902 begegnete der junge Maximin zum ersten Mal dem Schriftsteller Stefan George. Maximin stand mit seiner Schwester und deren Freundin vor dem Elternhaus, als besagter Herr auf sie zuschritt. Unvermittelt fragte der ungewöhnliche Herr den Jungen um Erlaubnis, »meinen Kopf, den er sehr interessant finde, abzeichnen zu dürfen«. So jedenfalls schrieb es der Angesprochene anschließend in sein Tagebuch.

 

 

 

Maximilian Kronberger wurde 1888 in Berlin geboren. Sein Vater war ein Geschäftsmann, der sich im Jahr 1900 aus dem Geschäftsleben zurückzog und mit seiner Frau, zwei Töchtern und dem Sohn nach München zog. Der Schüler soll bereits mit zehn Jahren zu Dichten begonnen haben. Kurze Zeit, nachdem er wusste, dass der ihn angesprochene George Dichter ist, zeigte er diesem einige selbst verfasste Gedichte. Sie zeugten bereits von erheblichem Talent und einer für sein Alter ungewöhnlichen Bildung.

 

 

 

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Frank M. Orel – The Porsche Book

Frank M. Orel, Porsche 936/81 (1981).
Dieser Gebrauchtwarenhandel ist nur eine Inszenierung, aber eine mit Hintergrund:
Der 936/81 wurde nach zwei Le Mans Siegen nochmal erfolgreich aktiviert.

Photo © 2018 Fotografie Frank M. Orel. All rights reserved. www.studio-orel.com

 

 

 

 

 

Frank M. Orel: The Porsche Book, Extended Edition
Text von Elmar Brümmer.
29 x 37 Zentimeter, gebunden,
368 Seiten mit 195 Farb- und 11 Schwarz-Weiß-Photographien.
Text in Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Chinesisch,
teNeues 2018, 100 €.

 

 

 

Der Mythos der Sportwagen-Marke Porsche wird von vielen Photographen und Photo-Büchern zelebriert. Mit der nun erschienenen erweiterten Ausgabe von Frank. M. Orels The Porsche Book liegt das wohl exzessivste vor.

 

 

 

Könnten Photos Geräusche von sich geben, so würde Frank M. Orels neues The Porsche Book röhren wie ein Rennwagen beim Verlassen der Boxengasse. Bisher schon ein bibliophiler Klassiker unter Porsche-Enthusiasten, ist das riesige Table-Book nun noch einmal um über 60 Seiten erweitert worden.

 

 

 

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Harry Graf Kessler – Das Tagebuch – 1. Band

Mit diesem Tagebuch-Band ist die Edition nach 14 Jahren vollständg.
© Klett-Cotta 2018

 

 

 

 

Harry Graf Kessler: Das Tagebuch 1880-1891
Erster Band des 9-bändigen Gesamt-Tagebuchs 1880-1937
879 Seiten, Leinen mit eingelassenem Titelschild, fadengeheftet, Bildteil, Lesebändchen, im Schuber, Klett-Cotta 2018, 65 €.

 

 

 

Ein unermesslich wertvolles Publikations-Projekt wird am 30. November 2018 abgeschlossen. Mit dem letzten zu veröffentlichenden Band liegt nun das gesamte neunbändige Tagebuch von Harry Graf Kessler vor, das der adlige Diplomat, Verleger, Ästhet und Dandy über 57 Jahre führte. Eine Eloge auf ein publizistisches Mammutwerk.

 

 

 

 

Am 30. September 1887 gesteht Harry Graf Kessler nach über sieben Jahren intensiven Tagebuch-Führens seinem Diarium: »I often think what a fool I am for keeping this diary«. Frustriert notiert der engagierte Schreiber, wen sollte das alles interessieren? Wahrscheinlich wären seine Aufzeichnungen gerade gut genug, um darin Wurst einzuwickeln. Gott sei Dank hat er in doppelter Hinsicht Unrecht behalten. Erstens hat sich seine Frustration offenbar schnell gelegt, denn Kessler schreib unverzüglich weiter. Und zweitens gilt dieses Mammutwerk heute – acht Jahrzehnte nach seinem Tod – als einzigartiges historisches Zeugnis.

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Andy Warhol – Fantastic!

© Steve Schapiro: USA, New York City, 1986, Andy Warhol.

 

 

 

 

 

Im Jahr des 90. Geburtstages von Andy Warhol zeigt die CWC Gallery in der Berliner Galerie-Meile Auguststraße eine außergewöhnliche Schau von mehr als 80 Portraits des Godfathers der Pop-Art von über 20 Photokünstlern.

 

 

Die Ausstellung Fantastic! präsentiert verschiedene Facetten von Andy Warhol-Portraits: Von den berühmten Paparazzi-Schnappschüssen Ron Galellas über Photoinszenierungen von Carl Fischer bis hin zu konzeptuellen Serien von Christopher Makos zeigt die Schau die Vielfältigkeit und Selbstironie des 1987 gestorbenen Andrew Warhola.

 

 

Ein Raum ist angelehnt an Warhols Factory in Silber ausgeschlagen. Dem berühmten US-Photographen Steve Schapiro ist ein eigener Raum gewidmet.

 

 

 

ANDY WARHOL: FANTASTIC!
Ausstellung bis 25. Januar 2019
CWC GALLERY · Auguststraße 11-13 · 10117 Berlin · Deutschland
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag · 10 bis 18 Uhr · Samstag · 11 bis 18 Uhr · Eintritt frei.

 

Mendo – Streets of Paris

Statue at the Trocadéro, 7e Arrondissement
Photo © Chloé Young

 

 

 

 

 

Mendo: Streets of Paris.
224 Seiten mit etwa 200 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen.
Texte in Deutsch, Englisch, Französisch,
teNeues 2018, gebunden, 50 €.

 

 

 

 

Photo-Bücher über Paris sind ein eigenes Genre für Sammler. Wohl kein anderer Ort hat soviele Photographen in ihren Bann gezogen wie die französische Metropole. Wer nun denkt, photographisch sei alles gesagt irrt: Streets of Paris von teNeues und Mendo ist das aktuelle Kompendium der Paris-Photographie.

 

 

 

 

 

Als im Jahr 2011 in den Deichtorhallen Hamburg die grandiose Ausstellung Eyes on Paris – Paris im Fotobuch lief, war das allgemeine Erstaunen groß. Zwar wussten viele Photofreunde, dass es eine Menge Photo-Bücher über Paris gibt. Wie vielfältig und kunsthistorisch bedeutend dieses Buch-Genre aber wirklich ist, machte dieses groß angelegte Schau erstmals deutlich. Ob Robert Doisneau, Lee Miller, Robert Polidori oder Serge Ramelli: Jedem von ihnen gelang es, ikonographische Stadt-Portraits zu schaffen.

 

 

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Christophe Ono-dit-Biot – Die griechische Freundin

„Ich lege mich auf den Sand, er ist angenehm warm. Die Brise trocknet mich, die Natur tut mir gut. Ich kann besser atmen. Meine Bronchien sind frei. Ich denke an nichts. Mein Körper ist braun geworden. Er erwacht.“
Christophe Ono-dit-Biot
Procopius Strand, Naxos September 2018. © DANDY-CLUB 2018

 

 

 

 

 

Christophe Ono-dit-Biot: Die griechische Freundin
Übersetzt von Michael von Killisch-Horn.
240 Seiten, gebunden in Leinen, gedruckt auf Schleipen Fly 115 g.
L.S.D. Verlag im Steidl Verlag, Göttingen 2018, 20 €.

 

 

 

 

 

César will sterben. Der Pariser ist 40, Journalist, Vater eines sechsjährigen Sohnes – und seit Kurzem verwitwet. Der Tod seiner über alles geliebten Frau führt ihn in eine tiefe Depression, der er durch einen Freitod entgehen will. Dass alles komplett anders kommt liegt an der jungen griechischen Nachbarin, die just nach der vierten von zehn Schlaftabletten an der Tür klopft. Christophe Ono-dit-Biots Roman Die griechische Freundin ist dabei vielmehr als ein modernes Märchen: Eine Aufforderung, sich mit den Werten Europas zu beschäftigen. Eine Hommage.

 

 

 

 

 

César ist 40, Vater eines sechsjährigen Sohnes, lebt in Paris und ist erfolgreicher Journalist. Ein Traum eigentlich. Wäre nicht seine von ihm abgöttisch geliebte Frau vor kurzem gestorben. Er ist zutiefst verzweifelt. Selbst sein süßer und kluger kleiner Sohn kann ihn von seinen Depressionen und vom Leid nicht befreien. Das Leben ist für ihn vollkommen sinnlos geworden.

 

 

 

 

Christophe Ono-dit-Biot schildert in den ersten Kapiteln ungeheuer authentisch, wie César leidet. Der Witwer ist ständig den Tränen nahe, zieht sich zurück in seine Wohnung mit den vielen Büchern und meidet jedweden Kontakt. Da kommt seine neue Nachbarin gerade recht. Allerdings im für ihn denkbar unpassendsten Augenblick. Gerade hat er sich in die Küche gesetzt – der Sohn ist bei den Eltern untergebracht -, um in Ruhe die zehn Schlaftabletten, die er sich im Internet bestellt hatte, in Ruhe zu schlucken, da klopft es an seiner Wohnungstür.

 

 

 

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Guillaume Apollinaire – 100. Todestag

Gillaume Apollinaire (1880-1918)

 

 

 

Zum 100. Todestag des französischen Poeten Guillaume Apollinaire findet sich in den Feuilletons der deutschen Zeitungen – nichts.

 

 

Guillaume Apollinaire wurde am 26. August 1880 in Rom geboren als Wilhelm Albert Włodzimierz Apolinary de Wąż-Kostrowicki. Er starb nach einer Kriegsverletzung an der Spanischen Grippe am 9. November 1918 in Paris.

 

 

Zu seinen Lebzeiten war er zwar literarisch produktiv. Sein Durchbruch kam aber erst nach seinem Tod. Seine Lyrik wird heute mit zur bedeutendsten französischen des 20. Jahrhunderts gezählt. Er war mit Picasso befreundet und gehörte zur Pariser Künstler-Bohème vor dem Ersten Weltkrieg.

 

Alles Weitere zu seinem Leben können Sie ja im Netz nachlesen.

 

 

Ein erhaltener Original-Film-Auschnitt:

 

Hier noch ein interessanter Artikel aus der Wochenzeitung Die Zeit von 1969 über Guillaume Apollinaires Poetische Werke/Oeuvres Poétiques.