Edgar Degas, Das Baumwollkontor in New Orleans, 1873
© Musée des Beaux-Arts de Pau, Foto: Jean Christophe Poumeyrol
Degas – Klassik und Experiment
Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe 8. November 2014 – 1. Februar 2015
Katalog im Hirmer Verlag, 300 Seiten, 339 Abbildungen in Farbe
24 × 30 cm, gebunden, 45 Euro (D).
Edgar Degas (1834-1917) gilt als einer der bedeutendsten Impressionisten. Eine große Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe will nun dieser Sichtweise entgegenwirken und den Pariser in der Opposition zu den Impressionisten verstanden wissen.
Unter dem Titel Edgar Degas – Klassik und Experiment zeigt das renommierte Museum neben den sieben eigenen Bildwerken 120 hochkarätige Leihgaben aus der ganzen Welt. Darunter sind essenzielle Hauptwerke Degas‘ wie auch Studien, Zeichnungen und Pastelle. Ergänzt wird die umfassende Werkschau durch Werke berühmter Zeitgenossen und von Vorbildern, durch die sich der Künstler sein Leben lang inspirieren ließ: Rembrandt, Ingres, Manet, Gaugin, Cézanne.
Edgar Degas, Nach dem Bad (Sich abtrocknende Frau) , um 1895
© Jean-Luc Baroni Ltd
Die Ausstellung bezieht in so großem Umfang andere Künstler mit ein, weil sie beweisen will, dass Degas viel weniger zu den Impressionisten gehört, als heute angenommen wird. Einer der wesentlichen Gründe für diese Einordnung ist sicher, dass er mit den Impressionisten zusammen ausstellte. Ab Mitte der 1870er Jahre war er sogar der Organisator der Impressionisten-Schauen in Paris.
Kurator Alexander Eiling argumentiert, Degas‘ Ziel sei gewesen, »die Gegenwart auch unter dem Blickwinkel der künstlerischen Leistungen der Vergangenheit zu befragen«. Und gerade dies unterscheide ihn von den Impressionisten. So sei Degas zugleich gegenwartsbezogener Traditionalist und experimentierfreudiger Neuerer gewesen.
Daher ist ein roter Faden in der Ausstellung die immer wiederkehrende Gegenüberstellung von Kopien, die Degas von bewunderten Maler-Kollegen anfertigte. So kann der Besucher sich selbst einen Eindruck davon verschaffen, wie sich der Künstler an der Kopie schulte und sich zugleich inspirieren ließ. Das Spektrum der Kopien reicht von alten Meistern Raffael, Leonardo, Bronzino und Poussin über den von ihm besonders verehrte Ingres bis Botticelli, Tizian, Rembrandt und Rubens.
So verwundert es nicht mehr, dass manches Werk von Degas in seiner distanzierten Darstellung an Vorbilder aus der Renaissance erinnert. Heute weiß man von insgesamt etwa 600 Kopien, die Degas als Zeichnung, Druckgraphik oder Ölbild ausführte und die in ihrer Gesamtheit von dieser Passion zeugen.
An den immer wiederkehrenden Motiven, die in der Schau präsentiert werden, lässt sich sowohl die künstlerische Entwicklung von Edgar Degas nachvollziehen – wie auch sein Verhältnis zu den Impressionisten. Seine Bilder von Pferderennen fanden beispielsweise bei ihnen gar keine Nachahmer.
Edgar Degas, Selbstporträt mit erhobenem Hut, um 1863
© Calouste Gulbenkian Foundation, Lisbon M.C.G.
Photo: Catarina Gomes Ferreira