„Dann geht das Licht aus, die Bühne gewinnt an Tiefe, die Instrumente werden grell angeleuchtet, und vom Band ist Nina Simones Version von „Youll Never Walk Alone“ zu hören. Das ist der Kosmos, in dem der junge Steven Patrick Morrissey einst seinen Sinn für Distinktion, Pathos und Croonertum entwickeln und schließlich zum meistangebeteten Star mit Tolle nach Elvis werden konnte. Kürzlich hat er in Manchester seinen 50. Geburtstag auf der Bühne gefeiert. Nun geht die Party im ausverkauften Offenbacher Capitol weiter, als Auftakt einer Deutschlandtour. Wo Morrissey auch hinkommt, seine Fans erwarten ihn schon: Mit enthusiastischen „Morrissey“-Gesängen begleiten sie sein Kommen, als würde ein Heiliger, der immerhin selbst Jesus Vergebung schenkt, in die Niederungen der Welt hinabsteigen und den Glauben an Schönheit, Einsamkeit und Traurigkeit lehren.“
Morrissey sei ein Dandy, „wie er im Wildeschen Buche steht; er will nicht so recht in die Zeit passen. Sie scheint ihm auch wenig anzuhaben. Seine inzwischen etwas gestutzte Frisur erinnert immer noch an die Fünfzigerjahre, sein Auftreten an noch frühere Epochen, als Stil einherging mit Charisma, Ausstrahlung mit Charakter. Wenn er betont, dass ihm die eigene Vergangenheit bedeutungslos sei, dann erlaubt ihm das umso mehr, ans Jetzt zu glauben, in dem Popgeschichte immer wieder präsent gemacht werden kann.“
Das Taz-Resultat: „Es ist ein ziemlich tolles, lautes, wildes Morrissey-Konzert… ‚God bless you all‘, sagt Moz zum Abschied mit ironischem Unterton und fügt hinzu: ‚especially me‘. Ja, möge er sein talentiertes Erdenkind weiterhin mit Genialität segnen…“