Fred Herzog, Main Barber, 1968
© Fred Herzog und Equinox Gallery
Fred Herzog, Modern Color
Texte von David Campany, Hans-Michael Koetzle, Jeff Wall.
Deutsch, Englisch, 320 Seiten mit 264 Abbildungen auf Magno Satin 150g., Hatje Cantz Verlag 2016, gebunden, 38 €.
Der deutsche Auswanderer Fred Herzog dokumentierte seine neue Heimatstadt Vancouver über fast 30 Jahre in 100.000 Photos. Nun würdigt erstmals eine umfangreiche Photo-Monographie diesen Photo-Pionier und sein einzigartiges Werk.
Der Eingewanderte. Fred Herzog wurde 1930 geboren als Ulrich Herzog in der Nähe von Stuttgart. 1941 starb seine Mutter, 1946 der aus dem Krieg verwundet heimgekehrte Vater. Stuttgart war von alliierten Bomberflotten dem Erdboden gleichgemacht worden. Vielleicht war es diese tiefe Entwurzelung, die den jungen Mann 1952 nach Kanada auswandern ließ.
Fred Herzog, Black Man Pender, 1958
© Fred Herzog und Equinox Gallery
Er fand rasch Anstellung auf einem Frachtschiff. In seiner Freizeit verschlang er wißbegierig Literatur oder erkundete mit dem Motorrad British Columbia.
Der Photo-Pionier. 1957 erhielt Herzog eine Stelle als Medizin-Photograph im Sankt Paul’s Hospital in Vancouver. Nun konnte er seine Leidenschaft mit seinem Beruf verbinden. Geprägt von den Büchern, die er gelesen hatte, Gustave Flauberts Madame Boveri oder auch Jon Dos Passos‘ Roman Manhattan Transfer, erkundete Herzog das Zentrum Vancouvers. Er selbst bezeichnete einmal die von ihm geschätzte Literatur als »spröde literarische Objektivität«, eine Charakterisierung, die wohl nicht zufällig auch auf seine Photos zutrifft.
In den 29 Jahren von 1961 bis 1990 machte Fred Herzog etwa 100.000 Aufnahmen, von denen die meisten die Stadt Vancouver und die nähere Umgebung dokumentieren.
Der Stil der Farbigkeit. Auch kein Zufall ist sicher die behende Farbigkeit seiner Aufnahmen. Als Deutschen – und dies gerade nach dem Krieg – muß ihm die Farbenfreude Nordamerikas besonders aufgefallen sein. Hier war schon alles bunt, die Auslagen der Schaufenster, die Autos, die Kleidung. Die Farbe kam erst viele Jahre später mit dem sogenannten Wirtschaftswunder auch nach Europa.
Fred Herzog, Self-Portrait, 1959
© Fred Herzog und Equinox Gallery
Neue technische Entwicklungen bei der Bearbeitung von Dias ermöglichten nun eine Reproduktion der alten Aufnahmen, die die alte Farbigkeit wieder herstellte und die in den großformatigen Bildband abgedruckten Aufnahmen zu einem Erlebnis werden lassen. Da Fred Herzog einer der ersten war, der selbstbewußt in Farbe photographierte, als dies in Künstlerkreisen noch verpönt war, schließt dieses bedeutende Photobuch eine Lücke. Es sollte in keiner Photobuch-Sammlung fehlen.
© Matthias Pierre Lubinsky 2017