Michael Ruetz – The Family of Dog

© 2016 Michael Ruetz, Romeo und Julia
Book published by Steidl 2016

 

 

Michael Ruetz, The Family of Dog
144 Seiten, gebunden in Halbleinen, Deutsch/Englisch, Steidl Verlag 2016, 38,- Euro.

 

 

Michael Ruetz gehört in die Riege der großen deutschen Photographen. Bekannt geworden als Presse-Photograph, widmet er sich inzwischen intensiven Langzeit-Projekten. Jetzt erscheint bei Steidl The Family of Dog, – ein photo-ästhetisches Denkmal für seine und andere Hunde und vielleicht sein intimstes Buch.

 


Betrachtet man retrospektiv das bisherige Werk von Michael Ruetz, so ergibt sich eine Entwicklung vom eher Journalistisch-Dokumentarischen zum Grundsätzlichen. Allgemein bekannt wurde der 1940 in Berlin geborene Künstler durch seine Aufnahmen der Berliner APO. In den 1960er und 1970er Jahren bereiste er im Auftrag der Illustrierten Stern die DDR. Er war life beim Prager Frühling und dessen Niederschlagung dabei. Seine Photos aus Griechenland während der Militärdiktatur und aus Chile nach dem Wahlsieg Salvador Allendes prägten das kollektive Gedächtnis der alten Bundesrepublik.

 

 

© 2016 Michael Ruetz, Strandvogt
Book published by Steidl 2016

 

 

 

Später wandte sich Ruetz dann kulturhistorischen und dokumentarischen Projekten zu: Er wandelte auf den Spuren von Goethes Italienischer Reise und Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Vor zwei Jahren erregte sein Großprojekt Die absolute Landschaft Aufmerksamkeit. In einem Zeitraum von 23 Jahren photographierte Ruetz vom immer selben Standort aus eine oberbayerische Landschaft. Die Ausstellungen und mehrere Bücher vermitteln einen Eindruck von der ungeheuren Veränderungsfähigkeit von Natur und Landschaft. Manchmal ist es nur eine Wolke, die das Panorama innerhalb von wenigen Augenblicken völlig zu verändern scheint. Michael Ruetz sah die Photos als »Antithese zur emsigen Reisefotografie, wie sie viele gängige Zeitschriften oder Tourismusprospekte betreiben« und als Aufforderung in unserer hektischen Zeit, einmal inne zu halten.

 

 

The Family of Dog beinhaltet insgesamt vier Zyklen, die in den Jahren 1967 bis 2010 entstanden sind. Sie alle zeigen den Hund als Wesen so, wie er ist. Nicht wie der Mensch ihn sehen möchte. Es sind ulkige Bilder dabei, solche, die den Betrachter schmunzeln lassen. Der Dackel schnüffelt am Straßenrand an der Pfütze, die er gerade zuvor selbst hinterlassen hat. Titel: Narziss. Oder sein Berner Sennenhund schnuppert vorsichtig an der Schnauze einer Kuh, die nicht aggressiv zu sein scheint, aber ob ihrer Größe Respekt einflößt.

 

 

Es sind diese alltäglichen Momente, die jeder Hundebesitzer kennt. Sie bereichern das eigene Leben, und sie machen den Vierbeiner zum Familienmitglied. Twinkle, ein Jack Russell, kuschelt sich auf zahlreichen Photos in die breiten Pfoten des Berner Sennenhunds, sichtlich scheint er dessen Körperfülle und Größe zu genießen.

 

 

Michael Ruetz wäre nicht ein bewußter Hundeliebhaber, wüßte er nicht um die zeitliche Begrenztheit der Beziehung zwischen Mensch und Hund. So heißt die letzte Werk-Gruppe nicht zufällig Dog’s End und portraitiert das Ende von Twinkle, einschließlich der Grube, die Frauchen für den eingeschläferten Freund aushebt.

 

 

Michael Ruetz eröffnet das ästhetisch gestaltete großformatige Photobuch mit einem launigen Text, der den Leser auf die Frage stößt: Machen die Hunde all die Clownereien vielleicht nur, um uns zu unterhalten? Was mögen die Hunde über uns in Wirklichkeit denken? Das Buch ist das denkbar intelligenteste Geschenk für Hundeliebhaber. Noch besser: Für jemanden, der Hunde und Photographie zugleich liebt.

 

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