Turner – Das Meer und die Alpen

Joseph Mallord William Turner, The Blue Rigi, Sunrise, 1842
Aquarell auf Papier, 29.7 x 45 cm, © Tate, London, 2019





Turner – Das Meer und die Alpen ist eines der Ausstellungs-Highlights 2019. Das Kunstmuseum Luzern feiert mit dieser grandiosen Schau eines der angesehensten britischen Maler das 200-jährige Bestehen seines Kunstvereins. Begleitet wird die Ausstellung von drei bibliophilen Büchern aus dem Münchner Hirmer Verlag.



Turner – Das Meer und die Alpen

Ausstellung im Kunstmuseum Luzern 6. Juli – 13. Oktober 2019.

Katalog im Hirmer Verlag: 180 Seiten mit 100 Farbabbildungen auf Kunstdruckpapier, 34,90 €.

J. M. W. Turner: Luzerner Skizzenbuch. 64 Seiten mit 31 Farbabbildungen, gebunden in Leinen mit eingelassenem Frontbild, Hirmer Verlag 2019, 22 €.

J. M. W. Turner: Skizzenbuch Wolken. 152 Seiten mit 144 Farbabbildungen, gebunden in Leinen mit eingelassenem Frontbild, 29,90 €.





William Turner (1775-1851) gilt heute als einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne in der Malerei. Das ist Fluch und Segen zugleich. Segen insoweit, als es nicht falsch ist. Fluch, weil es die Sicht auf die tatsächliche Genialität seiner Malerei verengt. Turner hatte das Glück, daß seine große Begabung bereits früh von seinem Vater gesehen und gefördert worden ist.




Der vorläufige Frieden auf dem Kontinent erlaubte es dem neugierigen und aufstrebenden Künstler, 1802 zum ersten Mal in die Schweiz zu reisen. Dem sollten bis 1844 fünf weitere Aufenthalte folgen. Für seine Ausflüge favorisiert er die Stadt Luzern, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts touristisch noch nicht erschlossen gewesen ist. Turner sucht dabei insbesondere die Lichtverhältnisse und Natureindrücke zwischen dem die Sonne spiegelnden Wasser und den bedrohlich wirkenden Bergen. Das Luzerner Skizzenbuch und das Skizzenbuch Wolken sind originalgetreue Reproduktionen der Skizzenbücher, die der englische Maler mit sich führte und die für eine Vielzahl späterer Werke die Vorlage und Inspirationsquelle werden sollten.




Die umfangreiche Ausstellung des Kunstmuseums Luzern präsentiert über 100 Werke. Sie wurde nur möglich durch die Kooperation mit der Tate London, die viele der Bilder zur Verfügung gestellt hat. Der Nachlaß Turners umfaßt 30.000 Werke auf Papier, 300 Ölgemälde und ganze 280 Skizzenbücher, die allesamt von der Tate Britain bewahrt werden. Unbedingt empfehlenswert sind alle drei Begleit-Bücher, die die Ausstellung durch ihre Beiträge vertiefen und an langen Winterabenden stilvoll rekapitulieren lassen. Der Katalog mit dem Titel der Ausstellung präsentiert sämtliche ausgestellten Werke großformatig auf Kunstdruckpapier. Neben anderen Textbeiträgen schwärmt der Schriftsteller Cees Nootebohm fulminant von Turner. Eine Biographie und Bibliographie ergänzen den wohlfeilen Kunstband. Die beiden bereits erwähnten Skizzenbücher sind ein Genuß für Freunde der Malerei; für Fans von Turner ein Muß; für Bücherliebhaber etwas Besonderes, sind doch in Format und Papier originalgetreue Reproduktionen der Skizzenbücher, die der schrullige Brite in der Schweiz füllte.




Ein großes Verdienst der außergewöhnlichen Ausstellung ist, Turner vom Sockel eines der ersten Künstler der Moderne insoweit zu entheben, als daß er im Kontext seiner Zeit präsentiert wird. Er selbst wußte wohl am besten, welche Rolle er schon zu Lebzeiten spielte. Als John Ruskin ihn im Frühjahr 1844 in seiner Turner Gallery besuchte und ihn auf die spezielle Atmosphäre seiner Bilder ansprach, soll Turner geantwortet haben: »Yes, atmosphere is my style.«