Christian Maillard – Photographs

© Christian Maillard, New York, USA, 1996

 

 

 

 

Christian Maillard, Photographs

Herausgegeben von Thomas Zander,
mit einer Einführung von Freddy Langer
Englisch, Französisch.
120 Seiten mit 78 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Hatje Cantz Verlag 2017, gebunden in Leinen, 40 €.

 

 

 

Christian Maillard kann auf ein erfolgreiches Berufsleben zurück blicken. Der 1944 geborene Franzose war lange Jahre Manager bei Radio France. Quasi nebenbei hat er sein Leben lang photographiert. Nun erscheint sein erster Photoband.

 

 

Christian Maillard hat sich nicht nur das Photgraphieren selbst beigebracht. Zugleich ist er enthusiastischer Sammler von alten Photos. In seiner Wohnung stehen und hängen Arbeiten der großen Namen der Photo-Geschichte: William Klein, Robert Frank, Saul Leiter, Lee Friedlander. Der FAZ-Journalist Freddy langer besuchte den Künstler für seine Einführung in den schönen Photoband mit dem schlichten Titel Photographs zu Hause und berichtet über dessen Wohnung. Die ist angefüllt mit Kunst.

 

 

© Christian Maillard, Paris, Frankreich, 1999

 

 

 

Christian Maillard sieht sich selbst bescheiden als Honnête homme. Diese Bezeichnung steht für das Persönlichkeitsideal des Barock in Frankreich, eines umfassend gebildeten  Gentleman ohne Standesdünkel. Und gentleman-like definiert er den Honnête homme als »jemand, der neugierig ist«.

 

 

Dazu passt, dass Maillard dankbar für sein Schicksal ist, das ihm stets wohlgesonnen war. Der Vater war ein angesehener Kunstschreiner. Der Familie seiner Frau gehört seit Generationen der Musikverlag Enoch frères.

 

 

Die erste Monografie des französischen Photographen enthält Aufnahmen aus den Jahren 1996 bis 2016, die auf der ganzen Welt entstanden sind. Immerhin hat der 72-Jährige nach eigener Aussage etwa 75 Länder bereist. Nicht zufällig lässt sich aufgrund seiner Vorbilder eine gewisse Vorliebe für die Street-Photography erkennen. Dennoch ist sein Werk vielschichtig. Es zeigt Menschen aus der Hundeperspektive, es zeigt Menschen auf der Straße tanzen oder vorübereilen.  In Amerika photographiert er eine verwaiste Tankstelle, die den Betrachter unwillkürlich sofort fragen lässt, wie das Leben hier einmal ausgesehen haben muss.

 

 

Trotz der offensichtlichen Liebe zu den Menschen, die aus Maillards Aufnahmen spricht, sind es auch immer wieder tote Orte, die er dokumentiert. Auch wenn dort Menschen wohnen. Kalte Mauern, winzige Grünfläche zeugen von einer Bescheidenheit, die auf die Natur glaubt verzichten zu können.

 

 

Christian Maillard weiß genau, wieviele Aufnahmen sein Archiv umfasst: 57.600. Vierzig Ordner mit jeweils vierzig Filmen füllen ein riesiges Regal. Da wird sicher noch das ein oder andere Buch erscheinen.

 

 

Unverständlich ist nur, warum die profunde Einführung von Freddy Langer im Buch nur in Englisch und Französisch enthalten ist. Wer sie in Deutsch lesen möchte, findet sie auf der Website der Frankfurter Allgemeinen.

 

© Matthias Pierre Lubinsky 2017