Stefan Koppelkamm – Häuser Räume Stimmen

© Stefan Koppelkamm, Dresden, Rothenburger Straße

 

 

 

Stefan Koppelkamm – Häuser Räume Stimmen.
Ausstellung:
Museum der Bildenden Künste Leipzig noch bis 29. Mai 2016
Katalog:
Hatje Cantz Verlag, 228 Seiten mit ca. 100 Abbildungen, 35 €. (D).

 

 

 

Der in Berlin lebende Künstler Stefan Koppelkamm wurde bekannt durch sein 2005 erschienenes Photobuch Ortszeit/ Local Time. Hier dokumentierte er Gebäude und Straßenzüge im Ostteil Berlins und der DDR direkt nach dem Mauerfall und aus demselben Blickwinkel ein Jahrzehnt später. Die Ausstellung Stefan Koppelkamm: Häuser Räume Stimmen im Museum der Bildenden Künste Leipzig zeigt noch bis zum 29. Mai 2016 einen Querschnitt aus seinem Werk.

 


Die Ausstellung präsentiert drei Werkkomplexe des 1952 in Saarbrücken geborenen Künstlers.

 

 

Das bekannte Projekt Ortszeit beinhaltet Photographien aus der Zeit zwischen 1990 und 2004. In dieser Periode waren die Veränderungen in den ostdeutschen Städten umfassend und radikal. Koppelkamms Absicht war es, Zustände zu dokumentieren, die so nicht mehr lange erhalten bleiben würden. Die jeweils entgegengestellten Photographien nach erfolgter Sanierung zeigen, wie extrem sich dieselben Orte verändert haben. Verstärkt wurde dieser artifiziell-dokumentarische Effekt dadurch, daß Koppelkamm mit einer Großformatkamera und nur in Schwarz-Weiß arbeitete.

 

 

© Stefan Koppelkamm, Dresden, Rothenburger Straße

 

 

 

 

Stefan Koppelkamms Photos der Screening-Serie zeigen Büro- und Hotelfassaden, hinter denen, jeglicher Intimität beraubt, der moderne Arbeitnehmer seiner täglichen Tätigkeit nachgeht. Koppelkamms Aufnahmen lassen die Menschen wie Figuren in einem Theaterstück erscheinen und machen deutlich, wie sehr die technisierte Welt das Individuum entmündigt.

 

 

In der Serie Essen, Trinken, Reden photographiert Koppelkamm Cafés und Restaurants ohne ihr Publikum. Auf der einen Seite beraubt der Photograph diese Orte des Treffens und Kommunizierens ihren Menschen. Auf der anderen Seite spielt er dem Betrachter in der Ausstellung über Kopfhörer  den Sound ein, den die Orte haben, wenn sie mit Menschen gefüllt sind. So werden die verlassenen und dabei zeitlosen Bühnenbilder auf widersprüchliche Weise wieder belebt.

 

 

© Stefan Koppelkamm, Hauptverwaltung IV, 2007

 

 

Das zur Ausstellung erschienene Katalog-Buch enthält eine Reihe lesenswerter Beiträge, die sich mit den Veränderungen von urbanen Lebensräumen auseinandersetzen. Am beeindruckendsten in dem von Stefan Koppelmann gestalteten Band sind wiederum die gegenübergestellten Photos vom jeweils selben Standort. Sie erinnern uns ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR, wie groß das Ausmaß der Veränderung der ostdeutschen Städte war.

 

 

 

Dresden Rothenburger Straße

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