Sepp Werkmeister, Times Square, 1967
© Kulturkontor/Sepp Werkmeister
Sepp Werkmeister – New York 60s
Ausstellung des Münchner Stadtmuseums
31. Juli bis 27. September 2015.
Katalog im Hirmer Verlag, 128 Seiten mit 60 Abbildungen, geb., Leseband, München 2015, 24,90 Euro (D).
Sepp Werkmeister war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Jazz-Photographen aus Deutschland. Unzählige Platten-Cover, Bücher und Plakate erhielten ihr Gesicht durch seine Aufnahmen. Das Münchner Stadtmuseum zeigt nun in einer Ausstellung die Street Photography des 1931 in München Geborenen aus dem New York der 1960er und 70er Jahre.
Sepp Werkmeister hatte zwei Leidenschaften – und verstand es, sie miteinander zu verbinden. Er war leidenschaftlich an der Photographie interessiert. Und er hatte eine ebenso große Liebe zum Jazz. Da er sich als Musiker nicht als talentiert genug ansah, konzentrierte er sich nach einem kurzen Versuch am Kornett aufs Photomachen.
Also tauschte er im Nachkriegs-München des Jahres 1948 das Instrument gegen eine Ikoflex, eine Spiegelreflexkamera mit zwei Objektiven im Filmformat 6×6. Er photographierte die ausgemergelten Menschen, den Schwarzmarkt, die Ruinen – seine Heimatstadt, wie sie sich ihm darstellte.
Sepp Werkmeister, John Coltrane (1926-1967), Village Gate, 1965
© Kulturkontor/Sepp Werkmeister
Sepp Werkmeister richtete sich seine eigene Dunkelkammer ein. Er experimentierte und ließ sich von den großen Photographen seiner Zeit inspirieren, allen voran von Andreas Feininger. Anfang der 1950er Jahre lernte er den Musikjournalisten Joachim-Ernst Berendt kennen. Berendt lud ihn nach New York ein, dass er zum ersten Mal 1965 besuchte. Bis Anfang der 1980er Jahre bereisten sie zusammen dann jährlich die USA, hauptsächlich New York, Chicago und New Orleans. Hier entstanden die berühmten Aufnahmen Werkmeisters von Jazz-Legenden wie Louis Armstrong, Lionel Hampton, John Coltraine, Elvin Jones und vielen anderen.
Das Münchner Stadtmuseum präsentiert nun eine Auswahl der Straßen-Photographie: Zuerst in Schwarz-Weiß, widmete sich Werkmeister früh der Farb-Photographie, die lange unter Künstlern verpönt war. Der weiße Deutsche wagte sich in die Bezirke der Schwarzen, so nach Harlem und in die Bronx, wo er – wie er später zugab – nicht ganz ungefährdet war. Er hat ein Auge für Gestrandete, Obdachlose, für den Dreck auf der Straße. Immer wieder sind es skurrile Gestalten, die er im Photo festhält.
Mit dieser Form der Street Photography steht Sepp Werkmeister in einer Tradition: Henri Cartier-Bresson, William Klein, Lisette Model, Weegee, Garry Winogrand, Thomas Hoepker oder die kürzlich entdeckte Vivien Maier sind bekannte Namen dieses Genres in der Photographie des 20. Jahrhunderts.
Der begleitende Katalog aus dem Münchner Hirmer Verlag im Groß-Oktav bringt die ausgestellten Photos und neben einer Einführung ins Werk von Sepp Werkmeister auch eine kurze Biographie. Getrüffelt wird das schöne Photobuch durch launische US-Reisenotizen des im Februar verstorbenen Fritz. J. Raddatz.
Sepp Werkmeister, Selbstportrait, 1968
© Kulturkontor/Sepp Werkmeister
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel. +49-(0)89-233-22370