Wilhelm Rosenkranz, Ernst Jünger bei der Subtilen Jagd
© Sammlung Baumert
Wilhelm Rosenkranz, Die andere Seite.
Begegnungen mit Ernst Jünger in Kirchhorst. Hrsg.von Thomas Baumert, Eisenhut Verlag, Hagen-Berchum 2014, 114 Seiten, 12,90 Euro.
Es gibt keine Zufälle. In einem Antiquariat in Norddeutschland findet der Ernst Jünger-Leser und Bücher-Sammler Thomas Baumert einige Vorzugsausgaben Jüngers und den dazugehörigen Nachlass von Wilhelm Rosenkranz, einem passionierten Jünger-Leser. Dies ermöglichte ein nun erschienenes kleines Büchlein über die Beziehung von Jünger und Rosenkranz.
Wilhelm Rosenkranz, Jahrgang 1901, arbeitete über viele Jahre in einer leitenden Position bei den Leunawerken. Als passionierter Leser von Ernst Jünger nahm er kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs zu dem von ihm verehrten Schriftsteller Kontakt auf. Das erste Treffen zwischen Dichter und Bewunderer fand am 30. Dezember 1944 in Kirchhorst bei Hannover, zu Hause bei den Jüngers, statt.
Aufgrund seines Berufes hatte Rosenkranz tiefere Kenntnisse in Pharmazie und Botanik, was Jünger an ihm interessiert haben wird. Darüber hinaus verband beide eine Neigung zu schönen und seltenen Büchern. Rosenkranz engagierte sich für Jünger sehr. Über das anregende Gespräch hinaus half er den Jüngers bei Alltäglichem: Er besorgte Tinte, organisierte für den Dichter direkt nach Kriegsende schwer zugängliche Bücher – aber auch die lebensnotwendige Kohle. Außerdem engagierte sich der ambitionierte Leser-Fan bei der Verteilung der Friedensschrift, die durch enge Freunde ab Ende 1944 in Umlauf gebracht wurde. In ihr beschrieb Jünger die Voraussetzungen für eine gerechte und dauerhafte Friedensordnung in Europa aus seiner Sicht.
Die enge Freundschaft hielt allerdings nur einige Jahre. Der Seismograph dafür, wie sehr Jünger jemanden schätzte, ist sein Tagebuch. Die letzte Erwähnung von Rosenkranz ist der Eintrag vom 1. Mai 1947, veröffentlicht in dem Band Jahre der Okkupation:
»Bei kaltem, regnerischem Wetter fuhr ich mit Rosenkranz nach Königslutter zum Besuch eines kleinen Freundeskreises, der sich dort gebildet hat. Wir hatten einen Ausflug in die Buchenwälder des Elm geplant, doch war die Witterung zu unfreundlich. Wir blieben daher bei Thilo Maatsch, der Lehrer, Maler, Übersetzer, Aufzeichner von Träumen, Bibliophiler und Archäologe ist, zugleich gesellschaftlicher Mittelpunkt.«
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten schildert Herausgeber Thomas Baumert die Freundschaft der beiden Männer. Eingewoben sind hierin die Beschreibungen von Rosenkranz über seine Treffen mit Jünger, die ihm ein Leben lang in eindrücklicher Erinnerung blieben. Im zweiten Teil sind die erhaltenen Briefe und Karten von Rosenkranz an Jünger dokumentiert.
So entstand ein liebevoll gestaltetes Erinnerungs-Büchlein. Eines der wenigen Zeugnisse über Jüngers Kirchhorster Zeit direkt am Ende des Zweiten Weltkriegs, wo sich der philosophische Dichter weitgehend zurückgezogen hatte und auch sein Tagebuch große Lücken aufweist.
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