Schloss Muskau, Radierung, um 1850.
Abbildung aus dem Buch
Dino Heicker, Pücklers Parklandschaften.
Spaziergänge in Muskau, Branitz und Babelsberg.
121 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Plänen, Deutscher Kunstverlag 2014, 14,90 Euro.
Deutschland ist nicht reich an Dandys. In der deutschen Geschichte mangelt es am Königlichen Hof, wo sich ein verschwenderisch-opulentes Leben entwickeln konnte. Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (1785-1871) ist einer der wenigen deutschen Dandys. Ein Führer lädt ein, die von ihm maßgeblich gestalteten Parks zu besuchen.
Fürst Pückler, wie der Adlige heute kurz genannt wird, ist mittlerweile anerkannt als Park-Gestalter von Rang. Jahre bevor Lenné sich in England von der dortigen Landschaftsarchitektur inspirieren ließ, war der Branitzer Fürst dort und sah, wie er seine Besitztümer sehen wollte: Fest vorgegebene Wege, die zu verschiedenen Punkten führen. Sichtachsen, Aussichtspunkte. Die Natur sollte zum Kunstwerk gestaltet werden. Er studierte die wenigen bedeutenden Bücher der damals einflussreichen englischen Landschaftsgestalter und suchte, Mitstreiter zu infizieren.
Dino Heickers Büchlein Pücklers Parklandschaften. Spaziergänge in Muskau, Branitz und Babelsberg eignet sich als Begleiter dieser Erkundungen. In kurzen Kapiteln wird das Wesentliche zur Person Pücklers und der Geschichte seiner Anlagen erzählt. Den drei Kapiteln, die überschrieben sind mit Ein Spaziergang durch den … Park gesellt der Autor Wissenswertes über die ein oder andere dandyeske Eskapade des Fürsten hinzu. So befasst sich ein Kapitel mit Pückler als Reiseschriftsteller, ein anderes mit seiner Reise in den Orient. Immerhin sechs Jahre bereiste der wissbegierige Pückler ab 1834 Nordafrika, den Vorderen Orient, den Sudan und Griechenland.
Das Neue Schloss in Bad Muskau, 2014
© Dino Heicker/ Deutscher Kunstverlag
Auf dem Sklavenmarkt in Kairo erwirbt er ein 13jähriges Mädchen, das ihm nackt präsentiert wird: Machbuba. Pückler verliebt sich unsterblich in sie. Diese Anekdote strikt mit an Pücklers Ruf als unersättlicher Liebhaber der Frauen, dessen Verschleiß höher als der von Casanova gewesen sein soll. Dem Text von Dino Heicker hätte ein wenig Mehr an diesen Anekdoten gut getan. Pücklers Leben war derart bunt, sein Verhalten derart extrovertiert, dass erst diese Geschichten die Biographie wirklich rund machen.
So wollen wir den verliebten deutschen Fürsten selbst zu Wort kommen lassen: »Den Character dieses originellen Mädchens zu studiren, an der die Civilisation noch nichts hatte verderben noch verbessern können, war im Verfolg der Reise eine unerschöpfliche Quelle von Vergnügen für mich, und es that diesem Studium durchaus keinen Abbruch, daß der Gegenstand desselben zugleich an Schönheit der Formen die treueste Copie der Venus des Titian war, nur in schwarzer Manier […] Woher in des Himmels Namen haben diese Mädchen, die barfuß gehen und nie Handschuhe tragen, diese zarten, gleich einem Bildhauermodell geformten Hände und Füße; sie, denen nie ein Schnürleib nahe kam, den schönsten und festesten Busen …«
Der wohl gestaltete Paperbackband eignet sich auch zur Vorbereitung des Besuches eines der Parks – oder um danach noch einmal in der Geschichte zu schwelgen.
Fürst Pückler in Türkischer Tracht