Die Reisen des Casanova

Auguste Leroux, Giacomo Casanova mit Madame Baret,
aus: Giacomo Casanova, Histoire de ma vie, Bd. IV, Paris 1932, S. 298
© 2014. Mary Evans / Scala, Florence / Florenz

 

 

Die Reisen des Casanova.
Mit Abbildungen von Auguste Leroux, teilweise handkoloriert, 33 x 48 cm, 128 Seiten, geb. in Seide. Deutsch/ Englisch.
Hatje Cantz Verlag 2014, 98,- Euro.

 

 

Giacomo Casanova (1725-1798) führte ein Ausnahmeleben, schrieb das auch noch auf und schuf damit eine noch heute bedeutende Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Doch damit nicht genug: Er gab einem ganzen Lebensstil seinen Namen. Ein in seiner Opulenz verschwenderisch-schönes Buch frönt nun diesem genialischen Libertin.


Die Reisen des Casanova heißt der Band, der die unglaublichen Ausmaße von 33 x 48 cm hat. Auf weit über 100 Seiten werden einige der damals bedeutendsten Metropolen präsentiert, die Casanova aufsuchte: Venedig, Wien, Paris, London, Berlin oder St. Petersburg.

 

In Anspruch und Stil seines Protagonisten adäquat, sind Farbbilder des ungeheuren Buches handkoloriert. Eingebunden ist es luxuriös in Seide, welche passend mit einem Bild von Auguste Leroux bedruckt ist (Giacomo Casanova mit Madame Baret aus der Gesamtausgabe Histoire de ma vie, Paris 1932).

 

 

 

Unbekannter Photograph, Ein Kanal in der Nähe von Santa Maria dei Carmini, Venedig um 1890

 

 

 

Casanova war jedoch nicht nur der Frauenheld, als der er gemeinhin angesehen wird. Erfolgreich bei den Damen war er nicht – wie heute üblich – weil er Geld hatte. Das hatte er nämlich gar nicht. Vielmehr war er ein Gentleman von feinster Ausprägung. Er hatte ein Gespür für Menschen, konnte sie einschätzen und sich ihnen hingeben, so sie ihm gefielen. Er kannte die Schönen Künste, war an Literatur interessiert und sprach mehrere Sprachen. Alles heute, in Zeiten des globalisierten Dollars undenkbar.

 

Bereits bei ihrer ersten Veröffentlichung erregten seine Memoiren immensen Ärger wegen der darin geschilderten Amouren. Es lohnt sich allerdings, sich die Mühe zu machen und die Erinnerungen in ihrer Gesamtheit zu lesen. Denn Casanova war an den bedeutendsten Höfen Europas zu Gast. Er lernte Herrscher kennen wie Friedrich dem Großen, die Päpste Benedikt XIV. und Clemens XIII., den Aufklärer und Philosophen Voltaire und viele andere damals einflussreiche Leute. Die Schilderung eines Duells zählt heute als eine der bedeutendsten ihres Genres.

 

Seine Memoires beginnen mit seiner Geburt im Jahr 1725 und enden mit der Rückkehr des 49-jährigen Casanova nach Venedig im Jahr 1774, nach 18-jähriger Verbannung.

 

Im Buch werden jeweils kurze Ausschnitte mit riesigen Bildern kombiniert. Der Schwerpunkt liegt klar bei den alten Bildern, zu denen die wenigen Sätze Casanovas die Couleur liefern.

 

Das ungewöhnliche Buch eignet sich durch seine schiere Schönheit, seine Kompromisslosigkeit als Geschenk für wahre Ästheten. Für Menschen, die keinen materiellen Besitz brauchen, aber dem geistig anspruchsvollen Luxus durchaus Lebensfreude abgewinnen können. Oscar Wilde würde das Buch sicher auf einer alten Staffelei präsentieren.

 

In derselben Ausstattung und demselben Format erschienen bei Hatje Cantz bereits die ebenso gelungenen Bände Japanese Dream und Grand Tour – Mit Goethe durch das alte Italien.

 

Grandios!

 

 

Auguste Leroux, Giacomo Casanova mit einer jungen Nordafrikanerin,
aus: Giacomo Casanova, Histoire de ma vie, Bd. X, Paris 1932, S. 278
© 2014. Mary Evans / Scala, Florence / Florenz