Max Liebermann und die Schweiz

Max Liebermann, Strandterrasse in Noordwijk/Huis ter Duin, Noordwijk, 1913
Privatsammlung (Kat. 59)

 

 

 

Max Liebermann und die Schweiz.
Ausstellung im Museum Oskar Reinhart, Winterthur noch bis 19. Oktober 2014
Katalog im Hirmer Verlag, 248 Seiten mit 128 überwiegend farbigen Abbildungen, 39,90 Euro.

 

 

Max Liebermann (1847–1935) und die Schweiz verbindet eine besondere Beziehung. Zum einen waren es schon früh Schweizer Sammler, die seine Werke erworben und seinen Ruf als herausragenden deutschen Maler der Moderne förderten. Zum anderen schickte Liebermann 14 Werke seiner umfangreichen Sammlung ab Mai 1933 zum Zürcher Kunsthaus, um sie hier in Sicherheit zu wissen.

 

 

Max Liebermann, Atelier des Künstlers, 1902
Kunstmuseum St. Gallen (Kat. 38)

 

 

 

Eine große Retrospektive Max Liebermanns – die erste seit 70 Jahren in der Schweiz – präsentiert nun Werke aus Schweizer Sammlungen. Das Museum Oskar Reinhart in Winterthur zeigt 77 Werke des Berliners aus seiner gesamten Schaffenszeit. Begleitet wird die große Schau durch einen Katalog aus dem Münchner Hirmer Verlag. Er präsentiert neben mehreren Aufsätzen auf wissenschaftlichem  Niveau alle ausgestellten Werke mit einer großformatigen, meist ganzseitigen, Abbildung nebst einer Text-Beschreibung.

 

 

So wird nachvollziehbar, für welche Bilder sich die Schweizer Sammler interessierten und warum sie gerade dieses Werk erworben haben.

 

 

Letztlich waren es einzelne Kuratoren, Kunsthistoriker und Autoren, die Liebermann zu frühem Ruhm in der Schweiz verhalfen. Gotthard Jedlicka war von Liebermanns Kunst begeistert und traf sich mit dem Bewunderten – vermutlich im Sommer 1932. In einer Zeitschrift für Schweizer Kunstsammler schrieb der junge Kunsthistoriker dann euphorisch: »Liebermann war von Anfang an zum Klassiker einer wirklichkeitsnahen Kunst bestimmt.« Am Ende resümiert der Autor, der Berliner Maler sei der »repräsentierende und repräsentative Künstler einer breiten bürgerlichen Schicht. Diese bürgerliche Schicht, die die deutsche Kultur der letzten sechzig Jahre getragen hat, verschwindet in unseren Tagen. Aber ihre künstlerische Gestaltung, gegen die sich schon die Ungunst der Zeit zu regen beginnt, wird bleiben

 

 

 

Max Liebermann, Ziegenhirtin, 1887
Privatsammlung (Kat. 17)

 

 

 

Der junge Kunstkritiker sollte Recht bekommen. Max Liebermann ist aufgrund der Raubkunst-Debatte der vergangenen Monate aktueller denn je. Die Ausstellung in Winterthur lädt zu einer Wiederentdeckung des so tragisch geendeten jüdischen Malers ein.