Paganini – Der Teufelsgeiger

Paganini – Der Teufelsgeiger: Irritierend ist die Ich-Form
© Edition Koch 2013

 

 

Christina Geiselhart, Paganini – Der Teufelsgeiger.
Biographischer Roman, 461 Seiten, Ppb,. Edition Koch 2013, 19,98 Euro.

 

Als Klaus Kinski 1989 in seinem letzten vollendeten Film den italienischen Violinisten und Komponisten Niccolò Paganini spielte, reduzierte er die Rolle auf das für ihn Wesentliche: Der Film beginnt mit einem Konzert. Die Frauen glühen nicht nur wegen der musikalischen Virtuosität des musikalischen Gigolos. So steigt der Film Kinski Paganini mit einer Schlüsselszene ein.



Kinski beansprucht den Zuschauer mit einer Bilderflut. Sie thematisiert die scheinbar unersättliche Gier Paganinis nach Frauen – und spiegelbildlich seinen körperlichen Verfall. All dies kann man nun nachlesen in dem biographischen Roman Paganini – Der Teufelsgeiger von Christina Geiselhart.

 

Die Autorin – selbst ausgebildete Sängerin und Pianistin – recherchierte jahrelang, um dem Leben dieses wahnsinnigen Ausnahmetalents so nahe wie möglich zu kommen. In lebensnaher Sprache veranschaulicht sie eine Vielzahl einzelner Szenen aus dem Leben des Frauenhelden. Beinahe so, als wäre sie selbst dabei gewesen.

 

»Zu Paganinis erstem Konzert in Florenz ging sie alleine. […] Falls die Musik sie mit ihrer ganzen Wucht ergreifen sollte, würde sie sich ihr hemmungslos hingeben können. Paganini wurde mit rauschendem Applaus empfangen. Seine Blässe erschreckte sie. Sein Gang war getrieben, Sein Kopf nach vorn gebeugt wie der eines angreifenden Hirsches. Langsam, in diagonaler Linie kam er auf die Bühne, ging bis zur Rampe, blieb dort stehen und sah ins Publikum.«


Der Leser spürt das Knistern in der Luft, so als wäre er in der Situation anwesend. Das ist Kino im Kopf, was Christina Geiselhart erzeugt. Als Leser ist man dabei, obwohl das alles im 19. Jahrhundert spielt. Dies ist das größte Verdienst des in leichter Sprache verfassten Romans.

 

»Er hob die Schultern, setzte den Bogen an, begann sein Spiel und Margherita vergaß das traurige Äußere schon beim ersten Satz. Er war reif, überlegen und nicht von diesem egoistischen Hang zur Selbstdarstellung gezeichnet. Während der Orchesterpassagen durchblitzte seine Violine das Tutti mit Tonfunken.«


Die 450 Seiten lesen sich wie im Fluge. Man will das Taschenbuch nicht beiseitelegen, will wissen, wie es weitergeht. Keine Frage: Die in Paris lebende Autorin versteht, ihre Leser zu fesseln. Das einzige Manko ihrer Erzählung ist die Ich-Form des Plots. Sie macht es zuweilen schwer, dem Erzählstrang zu folgen. Allzu subjektiv wirkt so manch ausformulierter Gedanke. Und schwierig wird’s, wenn Geiselhart von der Ich-Form in eine andere Perspektive wechselt, wie bei der oben zitierten Passage.