Domenico di Michelino, Die Allegorie der Göttlichen Komödie, 1465
Opera di Santa Maria del Fiore, Florenz
© Opera di Santa Maria del Fiore – Archivio storico e fototeca, Firenze
Florenz!
Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn noch bis 9. März 2014.
Katalog im Hirmer Verlag, 384 Seiten, 373 Abbildungen in Farbe, 37 in Schwarz-Weiß, gebunden, 49,90 Euro.
Wohl kaum eine andere Stadt ist ein vergleichbarer Mythos wie Florenz.
Allein die berühmten Söhne der Stadt am Arno sind Legende: Dante, Michelangelo, Machiavelli sind nicht genug. Künstler, die ihrer Zeit weit voraus waren und deren Werke nach wie vor große Bewunderung erfahren sind hier hervorgegangen oder haben sich angesiedelt: Brunelleschi, Masaccio, Donatello, Botticelli, Verrocchio, Lipp – Leonardo da Vinci.
Zum ersten Mal widmet sich eine beeindruckend umfangreiche Ausstellung der Stadt selbst und nicht der Renaissance, der Malerei oder den Medici allein. Es ist ein aufwendiges und gewagtes Unterfangen. Sucht doch die Bundeskunsthalle in Bonn einen Überblick zu vermitteln über Kunst, Kultur, Stadtentwicklung und Handel über eine Zeitspanne von über 600 Jahren.
Ein chronologisch angelegter Parcours aus über 300 Exponaten führt in einem imaginierten Gang durch die wunderschöne Altstadt von Florenz mit ihren Räumen und Kunstschätzen. Wer einmal durch die kühlen und Schatten spendenden Häuserfluchten gewandelt ist, wird diese Eindrücke nie wieder vergessen. So soll sich ein historisches Bild ergehen lassen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Möglich geworden ist diese umfangreiche Schau durch eine Vielzahl von Leihgaben – allein aus Florenz selbst sind 45 Leihgeber vertreten. Gezeigt werden unter anderen Bilder, Skulpturen, Artefakte, Tafelsilber und Schriftzeugnisse.
Agnolo Bronzino, Eleonora von Toledo, um 1543
Národni Gallerí, Prag
© National Gallery in Prague 2013
Begleitet wird die Ausstellung durch einen umfangreichen Katalog aus dem Hirmer Verlag. Auf beinahe 400 Seiten vertieft er das Gezeigte durch eine Vielzahl von Aufsätzen zu Spezialthemen wie über die Hospitäler und Bruderschaften in Florenz, den Florentiner Dom im städtischen Kontext, die Florentiner Wirtschaft oder Florenz als Stadt der Wissenschaften. Bei einigen der Beiträge wäre weniger wissenschaftlicher Anspruch zugunsten einer interessanteren Lesbarkeit förderlich gewesen. Besser wäre es gewesen, die großen Leitlinien der Ausstellung pointierter aufzuzeigen. Denn darin scheint gerade die Stärke der Präsentation zu liegen: Nach großen Schauen über in Florenz spielende Themenfelder den Versuch zu wagen, herauszukristallisieren, welchen Anteil der Ort selbst an all der hohen Kultur, Handel und Wissenschaft hat.
Wie hat es der französische Schriftsteller Stendhal so schön formuliert: »Ich befand mich bei dem Gedanken, in Florenz zu sein, und durch die Nähe der großen Männer, deren Gräber ich eben gesehen hatte, in einer Art Ekstase (…) Als ich Santa Croce verließ, hatte ich starkes Herzklopfen; in Berlin nannte man das einen Nervenanfall; ich war bis zum Äußersten erschöpft und fürchtete umzufallen.«
Die Ausstellung Florenz! In der Bundeskunsthalle Bonn geht noch bis zum 9. März 2014.
Nach einem Modell von Andrea del Verrocchio und Orsino Benintendi (?),
Büste von Lorenzo de‘ Medici, 15./16. Jahrhundert
© National Gallery of Art, Washington