Mark Z. Danielewski – Das Fünfzig-Jahr-Schwert

Ein bibliophiles Happening: Das neue Buch von Mark Z. Danielewski
© Klett-Cotta 2013

 

 

Mark Z. Danielewski, Das Fünfzig-Jahr-Schwert.
Aus dem Englischen von Christa Schuenke, 288 Seiten, Bibliophile Ausstattung, Klett-Cotta 2013, 29,95 Euro.

 

Mark Z. Danielewskis Bücher sind Kunstwerke. Gesamtkunstwerke. Der 1966 geborene US-Schriftsteller begnügt sich nicht mit einem raffinierten Handlungs-Plot.

 

Bereits in seinem erstaunlichen Roadmovie-Roman Only Revolutions verknüpfte Danielewski genialisch mehrere Ebenen, die dem Leser so garantiert noch niemals zuvor zwischen zwei Buchdeckeln begegnet waren: Die Erzählung erfolgt zwei Mal, von der Frau (Hailey) und vom Mann (Sam) gleichzeitig. Der Leser kann das Buch drehen, und erfährt dann die Sichtweise des jeweils anderen. Vorne ist hinten hinten ist vorn. Begleitet wird die Story von besonderen Daten der US-Geschichte, deren historisch bedeutsame Geschehnisse auf dem Innenrand der Seiten erläutert werden. In der Mitte des Buches läuft alles zusammen.

Mit seinem neuen Buch Das Fünfzig-Jahr-Schwert setzt der in Los Angeles lebende Autor seine Verdienste um das Medium Buch fort. Hier avanciert das gedruckte Buch zum haptischen Happening. Die Handlung, nennen wir sie ruhig einen Krimi, findet statt durch die Gedanken von fünf Personen. In dem Text sind sie durch die unterschiedliche Farbe von Anführungszeichen voneinander unterschieden. Diese Personen beeinflussen sich, sie denken sich, manipulieren sich. Wie im richtigen Leben.

 

Es ist die Halloween-Party an einem gewöhnlichen Herbst-Abend in Texas. Chintana, von Beruf Näherin, wurde gerade von ihrem Mann verlassen und ist voller Groll. Nun trifft sie auf ihre niederträchtige Rivalin Belinda. Fünf chaotische Waisenkinder sorgen für permanentes Chaos. Die für sie verantwortliche Sozialarbeiterin hat keinen Bock und lümmelt im Sessel. Der Erzähler der Geschichte ist ganz in Schwarz gekleidet. Vor ihm steht eine Kiste. Sie wird er später öffnen. Und dann wird am Ende der Party noch jemandes Geburtstag gefeiert werden…

 

Das durchgehend vierfarbig gedruckte Buch begleitet den Text mit Zeichnungen, Hintergründen, Schattierungen. Die Horrorgeschichte rührt an die Psyche des Lesers. Und sie wird vertieft durch die optische Begleitung.

 

Der Leser wird die fünf Stimmen nicht nur lesen. Er kann sie hören. Vielleicht verfolgen sie ihn sogar in seinen Schlaf.

 

Das Fünfzig-Jahr-Schwert ist ein synästhetisches Buch-Ereignis. Seine bibliophile Gestaltung gibt dem Text den kongenialen und ästhetisch anspruchsvollen Rahmen. Es beweist, was das gedruckte Buch als Medium im 21. Jahrhundert kann. Im konsequenten Kunstwerk liegt die Zukunft des Buches.

 

Alles, Was Ich Nehme Ich Tue Ich Machte Ich Ließ Ich Lasse Ein Anderes Märchen Zu Nutzen…