Manchmal sollte es komplette Kapitel aus Büchern fetzen…
Edward Goreys gezeichneter Besucher
© The Edward Gorey Charitable Trust
Edward Gorey, Ein fragwürdiger Gast.
Aus dem Englischen von Alex Stern, Lilienfeld Verlag 2013, 32 Seiten, illustriert, gebunden in Halbleinen, 12, 90 Euro.
Stellen Sie sich vor: Es klingelt an Ihrer Wohnungstür, obwohl Sie niemanden erwarten. Sie gehen hinaus in diese kalte und stürmische Winternacht. Und Sie sehen – zunächst – niemanden.
Doch: Auf einer der steinernen Vasen der Terrasse steht ein Wesen. Aber was ist es? Wer ist er? Es sieht ein wenig aus wie ein Pinguin, trägt aber weiße Stoff-Sportschuhe. – Und dieses Wesen wird ihr folgendes Leben für sage und schreibe 17 Jahre ziemlich durcheinander bringen.
Diese weißen All Americans trug auch sein Schöpfer: Der US-amerikanische Autor und Zeichner Edward Gorey wurde 1925 in Chicago geboren und starb 2000 in Hyannis, Massachusetts. Er arbeitete bei verschiedenen Buchhändlern und Zeitschriften, ehe er sich aufs Zeichnen spezialisierte. Sein Durchbruch war 1953, als das Magazin The New Yorker Goreys Zeichnungen mit denen von Max Beerbohm und Aubrey Beardsley verglich. Im selben Jahr gründete er einen Verlag für Kinderbücher innerhalb des bedeutenden Random House Verlages. Ein fragwürdiger Gast ist eine seiner berühmtesten Bildergeschichten. Sie erscheint nun wieder – in neuer deutscher Übersetzung.
Goreys Bildergeschichten zeichnen sich aus durch eine eigene Kombination von tief-schwarzem Humor und viktorianischem Esprit. Gerühmt wurde dieser sehr eigenwillige Stil von großen Künstlern wie Vladimir Nabokov, Max Ernst, Oskar Kokoschka oder Agatha Christie. Es sind Comic-Geschichten für Erwachsene, die noch überrascht werden wollen.
Der Campus-Dandy. Das Harvard Magazine schreibt in einem ausführlichen Portrait:
»To television viewers, he’s the creator of the animation that opens Mystery on PBS. To theatergoers, he’s the Tony Award-winning costumer of Dracula. And to his Harvard classmates—before fame, success, and cult notoriety—Gorey was a campus dandy with a high-speed brain and large-size appetite for art, literature, and music.«
Edward Gorey erinnert stark an Paul Léautaud: Das Alleinsein genießend, zurückgezogen lebend und nur von einer Meute von Katzen umgeben.
Der kleine Düsseldorfer Lilienfeld Verlag entdeckt Edward Gorey wieder für Deutschland.
Edward Gorey (1925 – 2000)
© The Edward Gorey Charitable Trust
The Edward Gorey House