Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss

Ansicht des geplanten Stadtschlosses von der Nord-West-Seite
© Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum / Franco Stella

 

 

Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss.
Planungen, Prozesse, Perspektiven. Hrsg. von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Hirmer Verlag, München 2013, 128 Seiten, Paperback, 19,90 Euro.

 

 

Betrachtet man die gewaltigen Bausünden, die Berlin seit der Wiedervereinigung erlebt, kann man der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum nicht dankbar genug sein. Ohne ihr unermüdliches Engagement hätte das ästhetisch Schlimmste passieren können.

Nun zeigt ein gerade erschienener Bild- und Textband, wie das zu errichtende Schloss, das dann Humboldtforum heißen wird, aussehen wird. Er erläutert, warum sich für diese architektonische Variante entschieden wurde, gibt Rückblicke in die Geschichte des Ortes mit dem alten Stadtschloss der Hohenzollern und zeigt, was der Neubau beherbergen wird.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, schreibt, welche Chance er in der grundsätzlichen Wiedererrichtung des Stadtschlosses sieht:

»Die glückliche Wiedervereinigung Berlins nach jahrzehntelanger Teilung birgt die große Chance, die historische Mitte der deutschen Hauptstadt in Anknüpfung an die kulturellen Errungenschaften Preußens neu zu gestalten und diese Mitte dabei wie schon im 19. Jahrhundert von der Kultur her zu denken. Hier wurden die herausragenden Kultur- und Kunstschätze der abendländischen Überlieferung zusammengetragen, und von hier aus richtete sich die wissenschaftliche Neugier auf das Fremde und das Andere in der Welt. Diese urbane Mitte gilt es zu einem urbanen Zentrum der Stadt zu entwickeln, damit Berlin zu einer wirklichen Metropole von Rang wird.«

 

Blick in die Eingangshalle
© Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum / Franco Stella

 

 

Die Wahl der beiden Leitfiguren mahnt an ein Bildungsideal, das heute verloren scheint: Wilhelm von Humboldt repräsentiert das europäische Abendland mit seiner Geistesgeschichte, ein Bemühen um außereuropäische Kulturen und die Bedeutung von Sprache beim Begreifenwollen von Kultur. Alexander von Humboldt steht wie kaum ein anderer Wissenschaftler in der deutschen Geschichte für eine Neugier auf die Welt mit ihren vielfältigen Kulturen und eine von Empathie getragene Beschreibung des Fremden.

Die größte Fläche im neuen Stadtschloss werden das Ethnologische Museum und das  Museum für Asiatische Kunst mit ihren weit über eine halbe Million Artefakten und Kunstwerken einnehmen. Noch residieren diese beiden Sammlungen in Berlin-Dahlem. Das Buch schildert auch das Humboldt Lab Dahlem, das seit März diesen Jahres dort ausprobiert wird: Als eine Art musealer Probebühne für die kommende Präsentation der Sammlungen im Schloss werden in schneller Folge verschiedene Ausstellungskonzepte durchgeführt, um in realer Umgebung spielerisch und »radikal praxisorientiert«, wie es heißt, Erfahrungen zu sammeln.

 

Humboldtforum Wettbewerb, Bauliches Corporate Design: Holzer Kobler Architekturen Züric. Eingangshalle 2
© Holzer Kobler Architekturen Züric

 

 

Der Paperback-Band gibt einen guten Einblick in das komplexe Gesamt-Projekt Humboldt-Forum, auf das sich nicht nur die Berliner freuen können. Ihm wird zugutekommen, dass Institutionen aus verschiedenen Bereichen beteiligt sind: Neben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Hüterin einer der größten und bedeutendsten Kunstsammlungen weltweit, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin und die Humboldt-Universität.

Diese Partner bieten die Chance, eine städtebauliche Vision zu erfüllen, die ins 21. Jahrhundert weist: Die Schaffung eines Ortes, an dem eine moderne und wegweisende Kombination möglich wird aus Kunst-Präsentation, Kultur-Vermittlung und Urbanität auf dem Niveau einer echten Weltmetropole.