Edgar Allan Poe im Theater im Palais

Das Geheimnis des Doktor Templeton: Die Amme (Ursula-Rosamaria Gottert) gibt Lord Usher (Carl Martin Spengler) eine Spritze. Im Hintergrund Napoleon Froissart (Jens-Uwe Bogadtke)
© Alexander Riedel

 

 

 

Das Geheimnis der Doktor Templeton.
Ein viktorianisches Psychodrama von Wolfram Moser.

Diabolisches passiert in einem Schloss in Schottland zu viktorianischer Zeit: Zwei Freunde werden zu Komplizen. Lord Usher scheint besessen und krank. Er selbst zweifelt an seinem Verstand. Er offenbart eine ungeheure Tat. Und er will sie teilen.

Im ersten Akt enthüllt Lord Usher in einem Selbstgespräch in minutiöser Detailverliebtheit, wie er seine Schwester im selben Haus kurz zuvor umgebracht hat. Der perfekte Mord. Auf den ist der Adlige zugleich stolz wie er ihn zu irritieren scheint. Als dann noch der eingeladene Besucher, sein alter Jugendfreund Napoleon Bonaparte Froissart ankommt, wird es immer bunter. Wahrheit und Fiktion vermischen sich im dichten schottischen Nebel.

Aus verschiedenen Texten Edgar Allan Poes hat Regisseur Herbert Olschok dieses Stück spannungsgeladenen Anspruchs-Theaters zusammengefügt. Eine Horror-Geschichte folgt der anderen. Der Zuschauer kommt nicht zur Ruhe. In seinem bequemen Theaterstuhl hört er seinen eigenen Atem und ist gefesselt von der gespenstischen Horror-Atmosphäre, in die das kleine Theater im Palais getaucht ist.

Und immer wieder Der Rabe, dieses berühmte pechschwarze Gedicht von Poe.

Mitternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig,
Sinnend saß und las von mancher längstverklung’nen Mähr’ und Lehr’ –
Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,
Hörte plötzlich ich ein Ticken an die Zimmerthüre her;
„Ein Besuch wohl noch,“ so dacht’ ich, „den der Zufall führet her –
Ein Besuch und sonst Nichts mehr.“

Wieder einmal ist es ein Genuss, der großartigen Spielfreude von Carl Martin Spengler (Lord Usher) und Jens-Uwe Bogadtke (der Jugendfreund Froissart) zuzuschauen. Durch sie spricht Edgar Allan Poe in jeder Geste, in jedem Hauch. Gelungenes Grauen!

Regie: Herbert Olschok. Bühnenbild: Alexander Martynow
Kostüme: Ute Rathmann.
Mit Ursula-Rosamaria Gottert, Sibylla Rasmussen, Jens-Uwe Bogadtke und Carl Martin Spengler.

Nächste Termine:
12.10.2012
19.10.2012
21.10.2012
21.11.2012

Theater im Palais