Ida Gerhardi, Selbstbildnis, 1904
Öl auf Leinwand, 43 x 30 cm, Privatbesitz,
Photo: Steffen Schulte-Lippern
Ida Gerhardi. Deutsche Künstlerinnen in Paris um 1900.
Ausstellung im Prinzenpalais in Oldenburg noch bis zum 30. Dezember 2012.
Katalog: Hirmer Verlag, München, 240 Seiten mit 150 Abbildungen, gebunden, Euro 39,90.
Die Künstlerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden wiederentdeckt. Nachdem die sehenswerte Ausstellung der Bilder von Ida Gerhardi (1862-1927) in ihrer Geburtsstadt Lüdenscheid zu sehen war, ist sie nun in Oldenburg bis zum 30. Dezember 2012.
Die Malerin steht in einer illustren Reihe von Künstlerinnen, die ihr Leben konsequent der Kunst verschrieben hatten und einen eigenen Stil entwickelten. Sehenswerte Ausstellungen der jüngsten Vergangenheit widmeten sich Trude Fleischmann, Eva Besnyö oder Dodo. All diesen Frauen gemein war ein außerordentliches Talent und der ungestüme Wille, ihre Werke einem schwierigen Leben voller teils gesundheitlicher Komplikationen und gesellschaftlicher Umbrüche abzutrotzen.
1890 geht die 18-jährige Ida nach München, um dort die Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins zu besuchen. Bereits im Jahr darauf zieht sie nach Paris. Hier nimmt sie ein Studium an der Académie Colarossi auf. Zu der europäischen Kulturmetropole soll sie dann ein Leben lang eine problematische Liebe verbinden. Immer wieder verlässt sie die Stadt – und kehrt doch für begrenzte Zeit zurück. Auch nach Berlin entwickelt die couragierte junge Malerin vielfältige Bande: Im Jahr 1900 nimmt sie erstmals an der Ausstellung der Berliner Secession teil. Insbesondere in den folgenden Jahren erhält sie verschiedene Portrait-Aufträge. Diese sind für Ida Gerhardi, die sehr auf ihre künstlerische Unabhängigkeit bedacht ist, zwieschneidig: Einerseits kann sie sich über die Aufträge freuen. Sie sichern für eine gewisse Zeit ihre materielle Existenz und bringen meist Folgeaufträge aus dem vermögenden Bürgertum. Andererseits waren die Auftraggeber nicht immer zufrieden mit dem Ergebnis.
Für ihre weitere Entwicklung von Bedeutung war der Auftrag von Eduard Arnhold, einem reichen Berliner Unternehmer und Mäzen, die Olympia von Eduard Manet zu kopieren. Die 1908 fertiggestellte Kopie löste heftige Reaktionen aus und spaltete die Berliner Kunst-Landschaft in zwei Lager. Hatte sich der Streit in Frankreich um das Original gelegt, so fachte er – wenn auch nur für kurze Zeit – in Berlin noch einmal auf.
Das begleitende Katalogbuch aus dem Hirmer Verlag dokumentiert in großzügiger Gestaltung die ausgestellten Werke. Ein Schwerpunkt sind die Beziehungen der Malerin zu ihren Künstlerfreundinnen und zu Förderern. So ergibt sich ein anschauliches Panorama einer Künstler-Szene zur Jahrhundertwende. Ein Dutzend Aufsätze vertieft das Verständnis einer engagierten Künstlerin, die als Frau und Malerin ihrer Zeit voraus war.
Ida Gerhardi, Tanzbild X (Tanz-Szene bei Bullier, Paris), 1905
Öl auf Pappe, 45,5 x 49 cm, Städtische Galerie Lüdenscheid,
Photo: Steffen Schulte-Lippern © Städtische Galerie Lüdenscheid
Ida Gerhardi, Apachenkneipe, um 1906
Öl auf Leinwand, 49 x 55 cm, Privatbesitz,
Photo: Steffen Schulte-Lippern
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
Ausstellungsort: Prinzenpalais, Damm 1, 26135 Oldenburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €