Der opulente Bildband über die Museumsinsel Berlin
Museumsinsel Berlin, Herausgeber Staatliche Museen zu Berlin, Hirmer Verlag, München 2012, 416 Seiten mit etwa 300 Farbabbildungen, Leineneinband mit Schutzumschlag, Euro 39,90.
An kaum einem anderen Ort in Deutschland ist Geschichte durch Architektur so präsent wie im Bereich der Museumsinsel in Berlin-Mitte. Touristen erschaudern ob der Einschüsse, die an gegenüberliegenden Gebäuden noch heute zu sehen sind.
Die Begründung dieser bedeutenden Museumslandschaft erfolgte 1830 durch die Eröffnung des heutigen Alten Museums. 1855 wurde das Neue Museum der Öffentlichkeit übergeben, 1876 die Alte Nationalgalerie, das heutige Bode-Museum 1904 und 26 Jahre später das Pergamonmuseum. In den 1930er Jahren wurden die organisch zusammengestellten Sammlungen getrennt. Durch die Teilung Deutschlands wurde eine der weltweit bedeutendsten Kunstsammlungen für Jahrzehnte getrennt.
Durch die Vereinigung ergab sich nicht nur die Chance, die Gesamtsammlung wieder zusammenzufügen. Auch konnte die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer finanziellen Potenz die von der DDR zaghaft begonnene Restaurierung konsequent und zügig fortsetzen. Der 1999 verabschiedete Masterplan Museumsinsel führt weiter ins 21. Jahrhundert: Die Grundinstandsetzung soll abgeschlossen werden und das Ensemble auf immer größere Besucherströme vorbereitet werden. Schon jetzt zieht die Museumsinsel jährlich drei Millionen Besucher an. Die geplante Neugestaltung eines zentralen Eingangsbereiches soll die alten Gebäude entlasten und Service-Einrichtungen aufnehmen.
Ein opulenter Bildband aus dem Hirmer-Verlag dokumentiert nun den Stand der Entwicklung und die Planungen der nächsten Jahrzehnte. In großzügigem Umfang und Gestaltung wird so auch der Umfang dieses ungeheuren Projektes deutlich: Denn der Masterplan beschränkt sich nicht nur auf die eigentliche Museumsinsel. Vielmehr wird zukunftsweisend das weitere Areal mit einbezogen. So wird gegenüber dem Bode-Museum die Ausstellungsfläche deutlich vergrößert werden durch die Einrichtung der Museumshöfe. Die zur Zeit in Berlin verstreuten Sammlungen werden grundlegend neu gruppiert: Die jetzt im Kulturforum am Potsdamer Platz ausgestellten alten Meister sollen ins Bode-Museum und das gegenüberliegende Haus ziehen.
Das von den Staatlichen Museen zu Berlin herausgegebene gewichtige Buch gibt einen profunden Einblick in sämtliche Pläne. Durch eine ganze Reihe von fachkundigen Essays erfährt der Interessierte von den Hintergründen und Aussichten. Ebenso wie der Masterplan bezieht auch der Band das geplante Humboldt-Forum an der Stelle des ehemaligen Stadtschlosses mit ein. Dies ist auch zwingend, sollen doch hier die jetzt in Berlin-Dahlem ausgestellten Sammlungen unter anderen asiatischer Kunst ihre endgültige Heimstatt finden.
Für jeden an der deutschen Museumslandschaft interessierten ist dieses aufwendige Buch ein Muss: Neben der gelungenen Gesamtgestaltung weiß die umfangreiche Bildauswahl zu gefallen. Sie verdeutlicht den jeweiligen Text. Dazu trägt auch bei, dass man nicht weit blättern muss; meist sind die Photos und Skizzen auf derselben Seite.
Last but not least hervorzuheben ist der erstaunlich günstige Preis: Der großformatige Band mit über 400 Seiten auf Photopapier und etwa 300 Farbabbildungen kostet knapp 40 Euro.
Eine in jeder Hinsicht gewichtige Dokumentation über das kulturelle Herz Deutschlands.