Erstmalig zeigt eine Ausstellung das vielfältige Werk des YELLO-Frontmannes und Multikünstlers Dieter Meier. Noch bis zum 11. September 2011 präsentieren die Deichtorhallen Hamburg das vielfältige Werk des Zürichers, der häufig als Dandy bezeichnet wird.
In den 1980-er Jahren wurde Meier einem großen Publikum als Teil des Musikduos YELLO bekannt, das heute zu den einflussreichsten Elektro-Pop-Acts überhaupt zählt. Darüber hinaus war Dieter Meier als Film- und Videoclip-Regisseur tätig. Seine Musikvideos für die Gruppe haben das Genre nachhaltig geprägt. Weit weniger bekannt ist das Werk Dieter Meiers als Konzept- und Performancekünstler, dessen Ursprung bis in die späten 1960er Jahre zurückreicht.
Mit seinem radikalen und absurd-humorvollen Situationismus, der ihn immer wieder zu Aktionen auf öffentlichen Plätzen und unmittelbaren Auseinandersetzungen mit Passanten inspirierte, begann Meier neue Freiräume zu erkunden. 1970 ging er für eine Ausstellung in München zwölf Stunden lang durch die Stadt und markierte mit gestempelten Uhren-Aufklebern jede Minute, wo er gegangen, gestanden oder ausgeruht hatte. Im Kunstmuseum Luzern stempelten Besucher an einer Stechuhr die Zeit ab, welche sie in einem leeren Raum verbracht hatten. Der Sinn sei gewesen, „(…) dass sie mir ein oder zwei Minuten ihres Lebens gewidmet haben“, sagt Meier. Im ICA London zeigte Meier einen Film mit der Anweisung, die Besucher mögen sich das weiße, große Blatt Papier, das sie an der Kasse bekommen hatten, jetzt bitte zehn Minuten lang vor die Augen halten. „Das war dann der Film“, sagt Meier.
In den Musikvideos von YELLO ist der Einfluß von Dieter Meiers frühen Arbeiten deutlich zu erkennen.
Vor einem Jahr öffnete Dieter Meier erstmals sein künstlerisches Archiv für die Ausstellung „En passant“ im Berliner Projektraum der Galerie Grieder Contemporary. Die teilweise verschollen geglaubten Fundstücke werden nun in der Ausstellung WORKS 1969 – 2011 AND THE YELLO YEARS präsentiert. Auf drei Stockwerken sind frühe Experimentalfilme zu sehen, Kunst-Konzept-Aktionen ab 1969 und großformatige Prints von Aktionen, unbekannte Serien mit Bice Curiger, die rätselhafte Objekte präsentiert, ein exzentrischer Film von Peter Sempel mit Archivmaterial, ungehörte Tonaufnahmen von Dieter Meier aus der Zeit vor YELLO und Probeaufnahmen für Videos.
Dieter Meier beschäftigt das Phänomen der Zeit: Seine Aktionen sind meist bürokratisch genau angekündigt und terminiert. Der scheinbaren Banalität und Unsinnigkeit vieler seiner Aktionen steht die gesteigerte Erwartungshaltung des Publikums gegenüber.
Dieter Meier wurde 1945 in Zürich geboren. Neben seiner Arbeit als Musiker und Künstler ist Dieter Meier Schriftsteller, Kinderbuchautor und Filmemacher (81’000 Einheiten, Jetzt und Alles, Lightmaker). Er war professioneller Pokerspieler, entwarf Uhren und betreibt in Argentinien biologische Landwirtschaft, Rinderzucht und Weinbau. Seine Produkte verkauft er in Deutschland, USA, der Schweiz und in seinem Laden für argentinische Produkte in Zürich.
Die Ausstellung ist nur mit einer Führung zu besichtigen. Vorherige Anmeldung obligatorisch.
Dieter Meier. This Man Will Not Shoot, 23.Februar 1971, 21.00 – 23.00, The New York Cultural Center, New York
© Dieter Meier / Courtesy Grieder Contemporary, Küsnacht/Zürich
Dieter Meier, Touch Yello
© Dieter Meier
Dieter Meier | Works 1969 – 2011
and The Yello Years
25. Juni – 11. September 2011
Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg Phoenix-Hallen, Wilstorfer Str. 71 . D-21073 Hamburg Tel.:+49 (0)40 32506762 mail@deichtorhallen.de www.deichtorhallen.de |