Michael Triegel, Verwandlung der Götter, Cover des Ausstellungsbandes
Den Papst zu porträtieren ist heute eine Provokation. In Zeiten von Gebrauchskunst und einer Haribo-Gesellschaft müssen dem Maler Michael Triegel Attribute wie umstritten oder ambivalent angefügt werden.
Dabei lag es wohl mehr an Talent und Technik von Michael Triegel, die zu dem Auftrag des Bistums Regensburg führten. Triegel ist inspiriert von den Malern der italienischen Renaissance: Giovanni Bellini, Raffael, Leonardo, Pontormo und Bronzino, deren Namen die meisten nur noch aus der Produktwerbung kennen. Triegels Bilder sind die Gemälde zu den Texten von Botho Strauß. Er selbst sieht in ihnen eine »Sehnsucht nach dem Wunderbaren«. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit dem Mythologischen, mit Religion und auch der Kirche. Viele seiner Bilder zeugen von der tiefen Suche und Sehnsucht nach Erlösung. Richard Hüttel hat die Ausstellung »Verwandlung der Götter« im Museum der bildenden Kunst Leipzig, die jüngst zuende gegangen ist, mit vorbereitet. Er schreibt in seiner Einführung in das ungewöhnliche Werk Michael Triegels: »Das Göttliche wird vermenschlicht, statt entrückter Distanz erlebt der Betrachter private Nähe. Die Ebenen der Realität geraten in Bewegung, kaleidoskopartig verschieben sich Motive und Zeiten.«
Lässt sich der Betrachter auf die Bilder Triegels ein, wird er von deren magischer Realität regelrecht in ihren Bann gezogen. Neben der ungeheuren Plastizität spielt dabei Triegels Technik eine Rolle, malt er doch nach eigener Aussage mit zwanzig Lasuren.
Michael Triegel wurde 1968 in Erfurt geboren. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studierte er Malerei und Grafik bei Arno Rink. Später absolvierte er ein Aufbaustudium bei Ulrich Hachulla. Triegel setzt sich bewusst ab von dem heutigen Avantgarde-Begriff. In einem Interview sagte er: »Heute wird immer noch dieser Avantgarde-Begriff bemüht. Dabei hat der sich doch längst totgelaufen. Diejenigen, die heute glauben, sie seien Avantgarde, deren Sachen hängen doch als erstes im Museum. Avantgarde heißt für mich etwas anderes, nämlich: das Überraschende, das nicht die Erwartungen der Institutionen bedient.«
Das großformatige Katalogbuch aus dem Münchner Hirmer Verlag dokumentiert nicht nur das Porträt von Benedikt XVI., sondern auch die anderen in Leipzig gezeigten Werke. Entstanden ist eine umfangreiche Monographie, die den ästhetischen und geistigen Zusammenhang von Triegels Werk veranschaulicht. Ausführliche Kommentare verdeutlichen Kontexte und Details und tragen damit zum Verstehen der Bilder bei.
Ein ungewöhnlicher Maler, dessen außergewöhnliches Œuvre heute noch gar nicht vollständig erfasst wird. Das großzügig gestaltete Buch hilft, sich auf Triegels Bilder einzulassen. Der Betrachter bekommt eine Ahnung davon, wie diese Kunst konstruktiv in die Zukunft weist, indem sie an eine der höchsten Epochen in der Kunstgeschichte anschließt.
Michael Triegel, Verwandlung der Götter, Katalog zur Ausstellung in Leipzig. Hirmer Verlag, München 2010. 220 Seiten mit 190 Farbabbildungen, Leinen mit Schutzumschlag, 39,90 Euro.
Auf Youtube gibt es ein Portrait von Michael Triegel der Leipziger Volkszeitung online:
http://www.youtube.com/watch?v=MZ98TQG54b4
1 Kommentar
Ein bißchen de Giorgio Chirico, ein bißchen Runge. Ich finde es etwas kitschig.