David Bowie, The Thin White Duke, 1976
Kaum ein Pop- und Rock-Musiker hat einen derart großen Einfluss ausgeübt wie David Bowie. Er schlüpfte in verschiedene Rollen. Inkarnationen, die er jeweils vollständig ausfüllte. Nach Ziggy Stardust erfand Bowie den Thin White Duke. Das passte auch zu seiner damaligen Zeit um 1976, wo die Figur den Titelsong gab für das Album Station to Station. Bowies Einfluss beschränkt sich nicht auf die Musik-Szene. Vielmehr wird heute auch seine Wirkung auf die Mode immer deutlicher. 140 Millionen verkaufte Tonträger sind nur eine Zahl.
Bowie wurde am 8. Januar 1947 geboren. Der Duke war eine stylische Figur, ein androgyner Gentleman, ein im Cabaret-Stil gekleideter Rock-Musiker, der aus seinem massiven Kokain-Konsum keinen Hehl machte. In einem Interview sagte er zu dieser Zeit, er lebe von roter Paprika, Kokain und Milch. Er soll damals nur etwa 58 Kilogramm gewogen haben.
Der Thin White Duke verkörperte einen romantischen Sänger, zugleich einen nihilistischen, hohlen Menschen. – Vielleicht die Mainstream-Gesellschaft in den europäischen Metropolen zu dieser Zeit. Die Figur wurde gesehen als verrückter Aristokrat. Aber natürlich war sie viel mehr. Bowie gab bewusst den amoralischen, entleerten Aristokratophilen. Der Duke war Nietzsches Übermensch, wie er zugleich den letzten Menschen verkörperte. Ein Dandy par excellence. Unverstanden.
Der Skandal lag nicht in dem Bösen der Figur. Er lag in ihrer Amoralität. Das war wohl die größte Provokation in den westeuropäischen Ländern, in denen die 1968-er doch gerade bei ihrem Marsch durch die Institutionen waren. Der Dandy hält nicht auf Gesinnung. Nur auf freie Verfügungsgewalt.
Hier das Video zu der deutschen Fassung von Heroes, dem Titelsong des gleichnamigen Albums, das in der Phase in West-Berlin nach dem Thin White Duke entstanden ist:
Heroes deutsch.