Steve McQueen privat

Barbara und Steve McQueen 1978
© Ankerherz




Wer Steve McQueen ein Drehbuch schickte, um ihn als Schauspieler zu gewinnen, musste einen Scheck über 50.000 $ beilegen. Den durfte The King of cool in jedem Fall einlösen. – Auch wenn er die Rolle ablehnte.

Steve McQueen (1930-1980) hatte sich in Hollywood über Jahre den Status des bestbezahlten Schauspielers der Welt erarbeitet. Hart erarbeitet. Er kam quasi aus der Gosse: Total kaputtes Elternhaus. Als Steves Vater, Bill McQueen, Ende 20 war, war er bereits fertig. Er verdingte sich als Tagelöhner – und noch nicht einmal das erfolgreich. Bill the looser wohnte mit seiner Freundin Julian Crawford in einem Sozialheim, war auf Morphium und Alkohol. Als Steve am 24. März 1930 geboren wird, beantragen die Eltern Armenhilfe. Ein halbes Jahr später haut der Vater ab. Für immer.

Steves letzte Frau, Barbara McQueen, hat zusammen mit dem Autoren Marshall Terrill in den USA 2007 das Buch ‚The Last Mile‘ herausgebracht. Darin schildert sie, was sie in den vergangenen fast 30 Jahren seit Steves Tod am 7. November 1980 für sich behalten hatte. Nun ist zum ersten Mal in Deutsch das Buch erschienen ‚Mein McQueen – Barbara McQueen über den Mann hinter dem Mythos‘. Es ist ein beeindruckendes, ja ein zutiefst berührendes Buch. Neben Auszügen aus der amerikanischen Veröffentlichung und dem Text von Christian Krug enthält es zahlreiche intime Photos, die Barbara von ihrem Ehemann machte.

Als Barbara ihren späteren Mann kennenlernte, war sie gerade 24. Er 47. Steve war mit vielen Wassern gewaschen. Er kannte nicht nur die Straße, wusste sich durchzubeißen, sondern hatte das auch noch auf den sumpfigen Filmbetrieb von Hollywood übertragen können. Der Mann ließ sich nicht verarschen. Barbara dagegen war zwar gut gebuchtes Top-Model mit gutem Einkommen, – wusste vom Leben aber sonst nicht so wirklich viel.

Steve McQueen sah das bildhübsche Model auf dem Cover einer Zeitschrift – und beschloss sie kennenzulernen. Als Trick erfand er die Lüge, er wolle sie als Häuptlingstochter in seinem neuen Film besetzen.  Barbara McQueen erzählt, wie der bekannte Frauenheld sie beim zweiten Treffen nach wenigen Minuten vor die Männersauna des Hotels führte. Steve drückte dem Pool Boy ein paar Dollar in die Hand, damit der niemanden hinein lässt.

»Ich war schockiert. Dieser Mann schien mir zu allem fähig. Als wir in der Sauna hockten, fing Steve an, mir sehr private Fragen zu stellen, er wollte mehr über mich wissen. Bestimmt habe ich auf ihn erstmal ein wenig naiv gewirkt: Ich war weder Teil der Hollywood-Szene, noch interessierte ich mich für eine Rolex oder einen Porsche. Doch was immer ich damals auch zu ihm sagte – ich muss irgendwie den Test bestanden haben, denn er lud mich zum Abendessen ein«, berichtet Barbara.

Entstanden ist ein Erinnerungsbuch voller Anekdoten und kleiner Geschichten. Sie zeigen das wahre Gesicht dieses Mannes. Er war ein grundehrlicher, selbst verbindlicher Mensch, der auch auf die Verbindlichkeit und Berechenbarkeit seiner Bekannten großen Wert legte. Wurde er betrogen, so saß seine Enttäuschung tief. Der bibliophil gestaltete Band in Leinen, mit Lesebändchen und Fadenheftung, enthält auch die Geschichte von Steve McQueens Lieblingsauto. Als er eines Tages die Landstraße entlangfährt, kommt ihm ein Farmer entgegen mit einem alten, weißen Ford Pick up. Der Schauspieler reißt das Steuer herum. Er kehrt um und überholt den Bauern, dem er ein Angebot macht. Der ist zwar verdutzt, willigt aber ein und händigt McQueen Papiere und Schlüssel aus. (Wohl wird das Angebot so schlecht nicht gewesen sein.) Es soll nicht das einzige Gefährt bleiben, dass der Hollywoodstar auf diese Weise erwirbt.

Anrührend zu lesen ist, wie Steve McQueen stets bemüht war, mit einfachen Leuten zu verkehren. Inkognito. Er war glücklich, wenn er unterwegs sein konnte und nicht erkannt wurde. Der Leser erfährt von seinen Verkleidungstricks: Basecap und Sonnenbrille, und wenn es ein musste, stieg der Mann, der mit einem einzigen Film Millionen verdiente, auch unter falschem Namen im Motel ab. Er hatte kein Interesse an teuren Restaurants, wollte nicht angeben oder mit seinem Besitz protzen. Er sammelte Autos, Motorräder und zum Schluss sogar Flugzeuge. Weil er diese Maschinen liebte. Er konnte sich stundenlang mit ihnen beschäftigen. Seine Art der Meditation.

Das Buch zeugt von der Verletzlichkeit dieses scheinbar so unerschütterlichen Machos. Es zeugt von der unerschütterlichen Liebe seiner Frau Barbara, die bis heute sein Andenken in ihrem Herzen bewahrt. Privat und intim.


Christian Krug (Hg.) mit Marshall Terrill, Mein McQueen. Barbara McQueen über den Mann hinter dem Mythos. Ankerherz Verlag, Appel 2010, 192 Seiten, Euro 29,90.

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