Felix Nadar, Charles Baudelaire, 1860
Zum heutigen Todestag von Charles Baudelaire (9. April 1821 – 31. August 1867), dem ersten Theoretiker des Dandytums, erinnert der DANDY-CLUB mit einem Auszug aus seinem Essay über den Maler Constantin Guys: Der Dandy
Der Mann des Reichtums und des Müßiggangs, der, bei aller Blasiertheit, keine andere Beschäftigung hat, als dem Glück nachzujagen; der Mann, der im Luxus aufgewachsen und seit seiner Jugend an den Gehorsam anderer Menschen gewöhnt ist; derjenige endlich, dessen einziger Beruf die Eleganz ist, wird sich stets, zu allen Zeiten, einer ausgeprägten, einer von allen anderen unterschiedenen Physiognomie erfreuen. Der Dandyismus ist eine schwer zu erklärende Sache, ebenso merkwürdig wie das Duell,; eine sehr alte Sache, denn schon Cäsar, Catilina, Alkibiades, liefern uns auffällige Exempel; sie ist allgemein verbreitet, denn Chateaubriand hat sie in den Wäldern und an den Seegestaden der Neuen Welt entdeckt. Der Dandyismus, der als Sache außerhalb der Gesetze steht, hat seine eigenen strengen Gesetze, denen all seine Untertanen unerbittlich unterworfen sind, ihr Charakter mag noch so ungestüm und auf Unabhängigkeit bedacht sein (…)
Doch der Dandy trachtet nicht nach Geld als nach etwas Wesentlichem; ein unbeschränkter Kredit würde ihm genügen; diese grobe Besitzgier überlässt er den gewöhnlichen Sterblichen. Der Dandyismus besteht nicht einmal, wie viele Personen von geringerem Scharfsinn zu glauben scheinen, in einer maßlosen Vorliebe für gutes Aussehen und äußerliche Eleganz. Dergleichen ist dem vollkommenen Dandy lediglich ein symbolischer Ausdruck für die aristokratische Überlegenheit seines Geistes…