Serenus M. Brezengang zum 80.

Die Neue Züricher Zeitung gratuliert Hans Magnus Enzensberger auf eigene nonchalante Art: Sie bringt die Pseudonyme von HME und zeigt so, wie umfangreich sein Oevre wirklich ist:

„Andreas Thalmayr ist vermutlich das bekannteste der Enzensbergerschen Pseudonyme, und am ehesten wird es mit seiner erfolgreichen Anthologie «Das Wasserzeichen der Poesie» (1985) in Verbindung gebracht. Andreas Thalmayr ist auch der Verfasser von «Lyrik nervt» (2004), im Untertitel «Erste Hilfe für gestresste Leser», und der sehr unterhaltsamen kleinen Schrift «Heraus mit der Sprache» (2005), in welcher, nun ja: Hans Magnus Enzensberger eine Reihe von klugen und oft auch ernüchternden Bemerkungen zur Sprache macht, zur deutschen vor allem. Andreas Thalmayr hat auch einmal eine «Kleine Kulturgeschichte in Schüttelreimen» publiziert: «Es schwärmten kaum für Schweinehirten / die Damen, die um Heine schwirrten.» Oder: «Man sagt sich: Ich vergesse halt, / wie viel mir Hermann Hesse galt.» Oder: «Ob’s Péter Esterházy störte, / wenn seinen Hohn die Stasi hörte?». In «Das Wasserzeichen der Poesie» lässt Thalmayr auch einen gewissen Serenus M. Brezengang als Autor und Übersetzer mitarbeiten. Der Name, ein Anagramm, steht hier für experimentelle Versuche an Gedichten.

Unter dem Namen Elisabeth Ambras ist der Autor sogar Autorin geworden. Warum sie unter Pseudonym schreibt, begründet sie gleich selbst: «Mein Mann möchte, dass ich auf etwas Rücksicht nehme, das er seine nennt (…)

‚Bisher keine Veröffentlichungen (ausser Diplomarbeit)‘ heisst es in einem anderen Fall, bei den biografischen Angaben zu einem gewissen Giorgio Pellizzi. 1934 in Sizilien geboren, studierte Germanistik und Nationalökonomie in Turin und Köln: ‚Aktiv an der italienischen Studentenbewegung teilgenommen. Arbeitet augenblicklich an einer Untersuchung über die multinationalen Konzerne und lebt zur Zeit in Mailand und Amsterdam.‘ (…)

Die Liste der Pseudonyme liesse sich fortsetzen. Etwa mit Benedikt Pfaff: Der Name steht unter einigen Übersetzungen, von Texten von Donald Barthelme oder Lawrence Ferlinghetti. Pfaff ist dem Vernehmen nach ein Spitzname des Autors. Oder Trevisa Buddensiek, auch das ein kurzzeitig genutztes Pseudonym von Enzensberger (…).“

Das gesamte lesenswerte Stück findet sich hier:
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/die_wasserzeichen_der_poesie_1.3999578.html

Bild: http://farm1.static.flickr.com/55/162805429_735275fa8f.jpg. All rights reserved.